Warum ist Bildungsarbeit zum Nahostkonflikt in Deutschland wichtig? Und welche Rolle kommt Volkshochschulen bei der Bearbeitung des Themas zu? Rund 70 interessierte vhs-Mitarbeiter*innen nahmen an der Online-Veranstaltung „Bildungsarbeit zum Nahostkonflikt“ teil, in der Prof. Dr. Meron Mendel, Professor für Soziale Arbeit und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, sich diesen Fragen widmete.
Nahostkonflikt: ein "Schlüsselthema" in Deutschland
Der Konflikt habe in der deutschen Gesellschaft eine identitätsstiftende Rolle, konstatierte Mendel in seinem Impuls. Wie man sich zu dem Konflikt positioniere, habe viel mit Gruppenidentitäten zu tun und nicht immer mit einer sachlichen Analyse des Konflikts. Diese Selbstbezogenheit werde in Deutschland im Kontext des Nahostkonfliktes immer mitverhandelt und mache diesen damit zu einem „Schlüsselthema“ in unserer Gesellschaft. Dies bedeute einerseits, dass dem Konflikt aufgrund seiner Bedeutung auch in der vhs-Arbeit Raum gegeben werden sollte. Auf der anderen Seite sei es bei der Planung von Veranstaltungen wichtig, sich dieser Verstrickungen bewusst zu sein.
Angebote von Volkshochschulen können Polarisierung entgegenwirken
Auf die Frage, was Volkshochschulen zur Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt beitragen können, hat Mendel eine klare Antwort: Volkshochschulen sieht er als geeignete Orte, um der stärker werdenden Polarisierung etwas entgegenzusetzen. Volkshochschulen könnten Wissen über die Geschichte des Konflikts und zur aktuellen Situation vermitteln. Insbesondere in Zeiten von TikTok und anderen sozialen Medien, in denen das Thema mitunter extrem verkürzt dargestellt werde, sei Wissensvermittlung essentiell. Er nehme bei seinen Begegnungen immer wieder den Wunsch nach Differenzierung wahr – den Wunsch nach Befreiung von dem moralischen Druck, sich auf eine Seite stellen zu müssen. Auch außerhalb der extremen (antisemitischen oder rassistischen) Ränder gebe es eine große Bandbreite von Positionen, die in vhs-Veranstaltungen differenziert dargestellt werden können. Auf der anderen Seite können jenseits von Wissensvermittlung Bildungsformate zum Einsatz kommen, die zu Perspektivwechseln einladen und dazu beitragen, Empathie zu entwickeln.
Die Veranstaltung fand auf gemeinsame Initiative des Bundesarbeitskreises Politik-Gesellschaft-Umwelt im DVV und DVV International statt.