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Deutscher Volkshochschul-Verband

DVV International definiert strategische Handlungsfelder

Das Institut für Internationale Zusammenarbeit des DVV (DVV International) ist seit 1969 die führende Fachorganisation im Bereich Erwachsenenbildung und Entwicklung. Dazu kooperiert DVV International mit Partnern in mehr als 30 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika.

Von Christoph Jost

Qualität und Wirksamkeit des Handelns vor Ort werden durch die Länder- und Regionalbüros mit knapp 200 Mitarbeitenden gesichert. Grundsätzliche Schwerpunkte der Arbeit bleiben Alphabetisierung und Grundbildung, die Vermittlung von beruflichen Schlüsselqualifikationen, globales Lernen, Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung, Migration und Integration, Flüchtlingsarbeit, Gesundheitsbildung, Konfliktprävention und Demokratiebildung.

Die Grundfinanzierung des Instituts erfolgt im Rahmen der sogenannten Sozialstrukturförderung über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Weitere Geldgeber des Instituts sind das Auswärtige Amt, die Europäische Union und zunehmend die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Als Fachorganisation zielt DVV International darauf ab, mehr bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene in sogenannten ODA-Ländern zur Verfügung zu stellen, insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Hierbei ist es von zentraler Bedeutung, relevante Beiträge für den Auf- und Ausbau nachhaltiger Strukturen zu leisten sowie die politische Anerkennung und öffentliche Aufmerksamkeit für die Jugend- und Erwachsenenbildung zu erhöhen. Dies geschieht unter Rückgriff auf das Wissen der Volkshochschularbeit in Deutschland und im Konzert mit mehr als 200 zivilgesellschaftlichen, staatlichen und wissenschaftlichen Partnern im Ausland, mit denen das Institut in den letzten Jahrzehnten ein weltumspannendes Netzwerk und umfangreiche Fachexpertise aufgebaut hat.

Grafische Aufarbeitung der Erwachsenenbildungskonferenz in Tiflis

Strategische Handlungsfelder für die Zukunft

Die Staatengemeinschaft hat mit der Agenda 2030 und ihren Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) auch neue Ziele für die internationale Bildungspolitik formuliert. Erstmals werden sämtliche Bildungsbereiche im Kontext des lebenslangen Lernens angesprochen. Die Unterziele adressieren implizit zentrale Arbeitsfelder der Jugend- und Erwachsenenbildung und verleihen ihr mehr Bedeutung und Sichtbarkeit. Dennoch bleiben die Potentiale der Jugend- und Erwachsenenbildung zur Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme weiterhin unterschätzt und entsprechend unterfinanziert.

Neben dem neuen Referenzrahmen der Nachhaltigkeitsziele steht die Weltgemeinschaft vor alten und neuen Herausforderungen, zu deren Lösung die Jugend- und Erwachsenenbildung wichtige Beiträge zu leisten vermag. Politische, wirtschaftliche und soziale Instabilität und damit einhergehende Flucht und Migration, aber auch technologische, klimatische und demografische Entwicklungen sowie die fortschreitende Digitalisierung verändern Lernbedarfe, auf die mit angepassten Konzepten reagiert werden muss.

Verschärfend kommen die zunehmende Ungleichheit innerhalb und zwischen Industrie-, Transformations- und Entwicklungsländern sowie die gravierenden Defizite im Bereich der Grundbildung und Alphabetisierung hinzu. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, die im übergeordneten Kontext der Jugend- und Erwachsenenbildung stehen, haben DVV International veranlasst, das eigene Selbstverständnis in drei strategische Handlungsfelder für die Zukunft zu überführen.

Diese umfassen die Entwicklung und Durchführung internationaler Erwachsenenbildungsprojekte, die Arbeit als Fachorganisation für Erwachsenenbildung und Entwicklung sowie die Verbesserung der globalen Rahmenbedingungen. Weiterbildungsprojekte rund um den Globus Die Projektarbeit ist das zentrale Handlungsfeld von DVV International. Hierbei verfolgt das Institut stets einen holistischen Bildungsansatz mit regional unterschiedlichen Schwerpunkten, die an den Bedarfen vor Ort ausgerichtet sind.

Regionale Schwerpunkte im Überblick

In unseren afrikanischen Partnerländern dominiert das Thema Alphabetisierung, wobei häufig Maßnahmen zur Förderung der Landwirtschaft, Ernährung- und Einkommenssicherung konzeptionell integriert werden. Zentral ist die Schaffung von Perspektiven für die Menschen vor Ort. Dies gilt auch für die Länder des Nahen Ostens und der Maghreb-Region. In Jordanien vermitteln wir berufliche Schlüsselqualifikationen und Soft-Skills mir gemeindebasierten Organisationen. In Marokko wurde im abgelaufenen Jahr damit begonnen, Sprach- und Integrationskurse für Migrant/innen anzubieten. Zudem werden in Marokko und Afghanistan erste Erfahrungen mit Weiterbildungsmaßnahmen für Rückkehrer gesammelt.

In Ländern der Östlichen Nachbarn wie der Ukraine, Moldau und Weißrussland fördern wir Projekte zur Stärkung demokratischer Strukturen und einer aktiven Bürgergesellschaft, während in Zentralasien Bildung in Gefängnissen und Inklusionsmaßnahmen einen hohen Stellenwert einnehmen. In Südostasien und anderen Partnerländern werden Community Learning Centers im ländlichen Raum gefördert, während in Lateinamerika Umweltbildung, bilinguale interkulturelle Bildung und die Fortbildung von Erwachsenenbildnern wichtige Aktivitäten darstellen.

Lokale Träger und Netzwerke stärken

Allen Partnerländern ist gemeinsam, dass auch eine systemische Unterstützung der Erwachsenenbildung verfolgt wird – durch die Stärkung von lokalen Trägerstrukturen, Netzwerken und die Gestaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen. Innovative Synergien im Gesamtverband Das Handlungsfeld der weltweitern Projektarbeit umfasst auch Aktivitäten in Deutschland. Neben dem langbewährten Programm des Globalen Lernens an deutschen Volkshochschulen sind im vergangenen Jahr neue Ansätze zur besseren Verknüpfung der In- und Auslandsarbeit des Verbands entstanden.

Im Rahmen von „Einstieg Deutsch“ konnte DVV International unter Rückgriff auf sein internationales Netzwerk und Know-How eine interkulturell-didaktische Zusatzqualifizierung für Multiplikator/innen, Lehrkräfte und Lernbegleiter für die Integrationsarbeit in Deutschland konzipieren. Die bereits erwähnten Maßnahmen für freiwillige Rückkehrer im Ausland werden durch Pilotaktivitäten an deutschen Volkshochschulen ergänzt, wodurch perspektivisch länderübergreifende Weiterbildungsketten entstehen können. Hierbei wird die besondere Stärke des weltweit aktiven Deutschen Volkshochschul-Verbandes deutlich. Diese soll in Zukunft entlang konkreter Programmansätze weiterentwickelt werden.

Expertise und Anwaltschaft für Erwachsenenbildung  

Die beiden weiteren strategischen Handlungsfelder des Instituts zielen darauf ab, sich noch besser als Fachorganisation für Erwachsenenbildung und Entwicklung und gestaltende Kraft für die globalen Rahmenbedingungen zu positionieren. Neben bewährten Publikationsformaten des Instituts wurde im Jahr 2017 mit der Erstellung von Fachpapieren begonnen. Ein erster Pilot wurde zum Thema berufliche Jugend- und Erwachsenenbildung erstellt.

Im Rahmen der DVV International Konferenz in Tiflis wurden Kernbotschaften („Key Messages“) zur Rolle von Erwachsenenbildungszentren weltweit erstellt und über das DVV Netzwerk verbreitet. Eine deutsche Übersetzung soll aufzeigen, welche Rolle Volkshochschulen bzw. Erwachsenenbildungszentren im globalen Kontext und der „Agenda 2030“ spielen können.

Schließlich hat DVV International seine Stellung in der weltweiten Akteurslandschaft der Erwachsenenbildung weiter verstärkt. Neben der aktiven Beteiligung am europäischen und globalen Verband (EAEA, ICAE) ist DVV International inzwischen Mitglied der Koordinierungsgruppe zivilgesellschaftlicher Bildungsorganisationen der UNESCO (CCNGO). Zudem wurde die Zusammenarbeit mit dem Institut für Lebenslanges Lernen der UNSECO (UIL) weiter ausgebaut.

Die Ergebnisse der Tiflis Konferenz wurden bei der UN-Konferenz für Erwachsenenbildung in Korea (CONFINTEA VI) einem breiten Publikum vorgestellt und verbreitet. Um die Rahmenbedingungen für Erwachsenenbildung in Zukunft bedarfsgerecht zu gestalten, wird neben der Beratung von Regierungen in den Partnerländern die Stärkung zivilgesellschaftlicher Netzwerke eine zentrale Rolle spielen.

leitet das Institut für internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes.

Christoph Jost

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