Von Philip Smets, Referent für Politische Bildung beim DVV.
Wir leben über unsere Verhältnisse: Was seit Jahren besonders für den globalen Norden gilt, hat Auswirkungen auf die gesamte Welt. Schon jetzt sind die katastrophalen Folgen von unkontrolliertem Wirtschaftswachstum, Ressourcenverbrauch und Konsum weithin spürbar. Für eine lebenswerte Zukunft kann es kein „weiter so“ geben!
Das 2015 von der UNO erklärte Ziel „Nachhaltige Entwicklung“ (Sustainable Development) will deshalb die Gesellschaften zukunftsfähig machen. Deutschland hat sich mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie zu einer „ambitionierten Umsetzung“ dieses Ziels bekannt. Bei der hierfür notwendigen, gesellschaftlichen Transformation spielt Bildung eine Schlüsselrolle. Denn die Herausforderungen an einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Wandel sind riesig – für uns als Gesellschaft, aber auch für jede(n) Einzelne(n).
BNE: eine Zukunftsaufgabe für alle Bildungseinrichtungen
Für diesen Wandel braucht es Verständnis für globale Zusammenhänge, Verantwortungsbewusstsein für die Folgen des eigenen Handelns und den Mut und die Zuversicht für zukunftsfähiges Denken – und das in allen Bereichen unseres Zusammenlebens. Für alle Bildungseinrichtungen wird Bildung für nachhaltige Entwicklung damit, über Fachbereichsgrenzen hinweg, zur Querschnittsaufgabe.
Deshalb haben der DVV und die Landesverbände beschlossen, den bundesweiten Semesterschwerpunkt für das erste Halbjahr 2021 unter den Titel „Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung“ zu stellen. Alle vhs sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen, um die Volkshochschulen so bundesweit als aktive BNE-Akteure noch sichtbarer zu machen.
Mehr Reichweite für ein gemeinsames Anliegen
Mit seiner ganzheitlichen Perspektive drängt sich das BNE-Konzept der vhs geradezu auf, verfügt sie doch über ein breites Programmspektrum und ein flächendeckendes bundesweites Netz. Nicht von ungefähr steht BNE in vielen vhs bereits auf der Agenda. Der bundesweite Semesterschwerpunkt 2021 greift diese Dynamik auf und zeigt deutschlandweit, wie Volkshochschulen ihre Verantwortung als Schlüsselakteure der Weiterbildung in diesem Bereich wahrnehmen.
Erstmalig war es im Jubiläumsjahr 2019 mit dem Thema „zusammenleben. zusammenhalten“ gelungen, durch Beteiligung auf breiter Basis einem gemeinsamen Anliegen bundesweit in Medien, Politik und Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. An diesen Erfolg soll mit dem neuen Semesterschwerpunkt „Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung“ angeknüpft werden. Indem Volkshochschulen sich diesem Motto anschließen, tragen sie dazu bei, die öffentliche Wahrnehmung für das Thema und die BNE-Arbeit der vhs zu stärken. Dabei bietet das Motto individuelle Anknüpfungspunkte, egal wo eine vhs aktuell beim Thema BNE steht.
Volkshochschulen, die im Bereich BNE bereits aktiv sind, erhalten so die Chance, ihre Aktivitäten und Expertise einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Gleichzeitig kann dieses Semesterthema aber auch ein idealer Startschuss sein, um sich erstmalig mit dem Thema BNE zu beschäftigen und so im Jahr 2021 gemeinsam mit Mitarbeitenden, Lehrkräften und Teilnehmenden proaktiv den Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu gehen.
Unabhängig vom Stand des eigenen Engagements schafft der gemeinsame Semesterschwerpunkt zahlreiche Synergieeffekte, von denen alle teilnehmenden vhs profitieren können. Wo Volkshochschulen sonst oft als Einzelkämpfer unterwegs sind – in der Themenplanung und -konzeption, der Vermarktung und der Öffentlichkeitsarbeit – finden sie über den gemeinsamen Semesterschwerpunkt leicht Unterstützung, Austausch und Anregung bei anderen, teilnehmenden Volkshochschulen sowie bei den vhs- Landesverbänden und dem DVV.
Bundesfachkonferenz, Anregungen und Materialien zur Umsetzung
Als Einstieg in den Themenkomplex und Hilfestellung bei der Umsetzung von Angeboten dient die bereits Ende 2019 erschienene Handreichung „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen“ des BAK Politik – Gesellschaft – Umwelt. Sie beleuchtet die verschiedenen Dimensionen von BNE, gibt Hilfestellungen zur Umsetzung von Maßnahmen in den einzelnen Programmbereichen und stellt Praxisbeispiele vor. Fachlichen Austausch und Vernetzung bietet die Bundesfachkonferenz „Bildung für eine nachhaltige Volkshochschule“ am 9. und 10. November 2020. Sie wird als digitales Format vom Bundesarbeitskreis Politik – Gesellschaft – Umwelt organisiert und im kommenden Jahr im Rahmen einer Präsenzveranstaltung fortgesetzt.
Wer weitere Anregungen für Kursangebote sucht, wird auf der Themenwebsite „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung an den Volkshochschulen“ fündig. Neben grundlegenden Infos zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sind auf dieser Internetseite zu jedem einzelnen der 17 Ziele beispielhafte Kursangebote aus Volkshochschulen in ganz Deutschland zusammengetragen. In der Vorbereitung auf das kommende Semester wird die Seite laufend um weitere Best-Practice-Beispiele erweitert. Über ein Kontaktformular können Volkshochschulen auch eigene Projektbeispiele eintragen.
Bewährtes Angebot „Smart Democracy“ ergänzt Semesterprogramm
Perfekt ergänzt wird die Themenplanung vor Ort durch zwei digitale Veranstaltungsreihen, die vhs bundesweit kostenlos in ihr Programm aufnehmen können: Das etablierte Format Smart Democracy wartet zum Semesterschwerpunkt mit zwei Veranstaltungen zu „Verkehr und Mobilitätswende“ und „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ auf. Und auch die kürzlich erfolgreich gestartete Reihe Stadt.Land. Welt.-Web wird fortgesetzt. Sie ist eine Kooperation von Engagement Global, der Servicestelle für Entwicklungsinitiativen, dem DVV, von DVV International, dem Bayerischen sowie dem Volkshochschulverband Baden-Württemberg.
Abgerundet wird das unterstützende Angebot durch einen Titelvorschlag für Programmhefte sowie durch ein passendes Piktogramm, mit dem Bestandteile des Semesterschwerpunktes gekennzeichnet werden können.
Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit: Ist Ihre vhs dabei?
Seien Sie dabei und zeigen Sie, wie das bundesweite Netz der Volkshochschulen dazu beiträgt, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen und innovative Lösungskonzepte für die drängenden globalen Herausforderungen zu entwickeln. Wir freuen uns auf die Umsetzung des gemeinsamen Semesterschwerpunkts im Frühjahr 2021!