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Von Sabrina Basler
Ob als zusätzliche Bildungsangebote für vhs-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer oder für den fachlichen Austausch zu pädagogischen oder organisatorischen Themen der Erwachsenenbildung: Podcasts erobern im Corona-Jahr die vhs-Welt.
Der Podcast als neue Wissensinstanz
„Mehr als 100 Millionen Abrufe“: Diesen beachtlichen Erfolg vermeldete der NDR Ende April 2021 für „Das Coronavirus-Update“ mit Christian Drosten. Gestartet im Februar 2020, in den frühen Tagen der Pandemie, entwickelte sich der Podcast des NDR – und mit ihm der Virologe Drosten – schnell zur Wissensinstanz in Deutschland. Wer informiert sein wollte, die neuesten Erkenntnisse suchte, verständlich erklärt ohne Verkürzung oder Zuspitzungen, der kam am regelmäßigen Zuhören nicht vorbei – für viele ein Novum. „In Deutschland sind viele Menschen über unser Format überhaupt erst zu Podcast-Hörerinnen und Hörern geworden“, meint Katja Marx, NDR Programmdirektorin Hörfunk. Auch Zahlen des Digitalverbandes bitkom scheinen diesen Zuwachs zu bestätigen: Gemäß einer bitkom-Umfrage hörte im Jahr 2020 jeder dritte Verbraucher (33 Prozent) Podcasts – ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zwar verzeichnet Deutschland bereits seit Jahren einen anhaltend positiven Trend, was die Bekanntheit und Nutzung von Audio-Inhalten anbelangt, dennoch führt bitkom den jüngsten Podcast-Boom auch auf die Pandemie zurück: „Die zahlreichen hochwertigen und informativen Angebote – mit dem Coronavirus- Update des NDR mit Christian Drosten an der Beliebtheitsspitze – haben dazu geführt, dass Podcasts zu einem zentralen Informationsmedium geworden sind.“ Als solches sind Podcasts auch für Volkshochschulen interessant. Dennoch brauchte es auch hier die Pandemie, damit sie als Bildungsformate im Programm der vhs Fuß fassen konnten.
Nebenbei und immer dabei
Als Präsenzangebote Corona-bedingt ausfallen mussten, suchten viele Volkshochschulen nach neuen Wegen, um ihre Bildungsangebote zu den Menschen zu bringen. In Podcasts fanden sie eine innovative Medienform, ihre Bildungsinhalte zu verbreiten.
„Der Podcast ist neben Online-Angeboten eine Möglichkeit, trotz der Pandemie mit unseren Teilnehmenden in Kontakt zu treten“ sagt Maik Gloge, Leiter der vhs Görlitz, in der Auftaktfolge des hauseigenen Podcasts ErklärBar. Daneben erhofft er sich, mit dem modernen Medium, das gerade unter jungen Menschen weit verbreitet ist, auch neue Zielgruppen zu erreichen und für die vhs zu begeistern.
Wie viele Hörerinnen und Hörer schätzt Gloge die Mobilität von Podcasts. Für den kleinen Schub Bildung zwischendurch ist die vhs in Podcast-Form auf dem Smartphone immer dabei. Egal ob zum Spazierengehen, beim Autofahren, beim Kochen oder zur Hausarbeit: Als „Nebenbei-Medium“ lassen sich Podcasts ideal mit dem (Pandemie-)Alltag verbinden. Und, wer schon den ganzen Arbeitstag auf einen Bildschirm geschaut hat, freut sich, in seiner Freizeit auch mal den Blick schweifen zu lassen und dabei trotzdem den eigenen Wissenshorizont zu erweitern.
Podcasts erweitern das vhs-Programm
Auch die vhs Leipzig entdeckte in der Pandemie Podcasts als neue Bildungsformate für ihre Zielgruppe. Neben dem Grundbildungspodcast „ACH SO !?“ entstand während der Zeit des Kursausfalls auch das Audioformat Ein.Blick als Ersatz – und zukünftig auch Ergänzung – zu den analogen Veranstaltungen der Leipziger Bürgerrecht.Akademie. Zu monatlich wechselnden Themen laden Beate Tischer, pädagogische Mitarbeiterin der vhs Leipzig und ihre Co-Moderatorin Beatrix Stark interessante Gäste zum Gespräch. Das Besondere: jedes Thema wird in zwei Episoden behandelt und in jeder Ausgabe aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Auf diese Weise versuchen die Macherinnen, dem diskursiven Anspruch der Bürgerrecht. Akademie auch im Audioformat gerecht zu werden.
Für die Bürgerrecht.Akademie ergibt sich nach Meinung von Beate Tischer durch das neue Format sogar ein entscheidender Vorteil: Für die geladenen Gäste ist das aufzuwendende Zeitbudget deutlich geringer als bei der Teilnahme an einer Präsenzveranstaltung. So sei eine Aufnahme für den Podcast auch für stark nachgefragte Gesprächspartner*innen oder solche aus anderen Bundesländern eine Option.
Neue Chancen für den fachlichen Austausch
Gute Erfahrungen bei der Gewinnung von Gästen haben auch Anne Deny und Adriane Schmeil vom DVV haben gesammelt. Für das Projekt Prävention und Gesellschaftlicher Zusammenhalt (PGZ) sprechen sie in ihrem Podcast RADIKAL querdurchdacht seit August 2020 zweiwöchentlich mit Fachleuten zu Themen der Radikalisierungsprävention und stießen dabei mit ihren Gesprächsanfragen fast immer auf offene Ohren. Auch bei der Zielgruppe kommt das Angebot an: Mit bereits 400 Abonnements erzielt der Podcast eine Reichweite, die das Projekt mit Fachveranstaltungen kaum hätte verbuchen können.
Für den fachlichen Austausch der vhs-Community hat der Podcast also ebenfalls Potenzial. Das erkannten die Macherinnen des vhscast schon lange vor Corona: Als einer der Vorreiter der vhs-Podcast-Szene bietet der vhscast schon seit 2018 „Wissen zur Digitalisierung in der Erwachsenenbildung – ganz Podcasttypisch – ausführlich und zum Nebenbei konsumieren“. 2018 als Projekt der Servicestelle Digitalisierung des Landesverbands der Volkshochschulen in Schleswig- Holstein gestartet, sind seit 2021 der DVV und die vhs Leipzig als Kooperationspartner mit im Boot.
vhs-Podcasts: Gekommen, um zu bleiben?
Noch sind Podcasts an Volkshochschulen ein Nischenprodukt. Doch, was als Alternative zu ausfallenden Vorträgen aufgesetzt wurde, hat das Potenzial, sich auch dauerhaft im Angebotsrepertoire der vhs zu etablieren. Ob als Ergänzung zum Kursprogramm, als Marketinginstrument zur Gewinnung neuer Zielgruppen oder Aushängeschild für die Qualität der Bildungsarbeit: Der Podcast kann die vhs-Welt nur bereichern.
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