Bonn. Mit Bedacht und größtmöglicher Flexibilität starten die Volkshochschulen in Deutschland ins neue Semester. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie steht die Programmplanung diesmal im Zeichen großer Ungewissheit. Angesichts steigender Infektionszahlen sehen sich die Volkshochschulen in einer besonderen Verantwortung. „In unseren Kursen lernen Jung und Alt gemeinsam. Ihnen und auch unseren Dozentinnen und Dozenten wollen wir gemeinsames Lernen und Austausch ermöglichen. Dabei hat der Schutz unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie unserer Lehrkräfte höchste Priorität. In den meisten Ländern werden die Volkshochschulen daher Kurse nur in kleinen Gruppen, mit Abstandsregeln und Masken anbieten“, sagt Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV).
Vielerorts gehen die Volkshochschulen im Präsenzbetrieb über die Vorgaben der jeweiligen Landesregierung hinaus, um Infektionsrisiken zu minimieren. Um Kontaktketten bei Bedarf lückenlos nachvollziehen zu können, wird beispielsweise darauf geachtet, dass sich die Teilnehmenden verschiedener Kurse nicht mischen.
Dort, wo die Anmeldefrist zum neuen Semester bereits begonnen hat, berichten die Volkshochschulen von gutem Zulauf. „Viele Menschen möchten nach Monaten des Rückzugs wieder vorsichtig mit anderen in Kontakt kommen“, sagt der DVV-Vorsitzende Martin Rabanus. „Die Corona-Krise hat sicherlich auch besondere Lernbedarfe gezeigt, beispielsweise im Umgang mit digitalen Kommunikationsmedien. Und viele haben nach den Monaten der Einschränkungen im öffentlichen und kulturellen Leben das Bedürfnis nach Inspiration.“ DVV-Präsidentin Kramp-Karrenbauer ergänzt: „Wir wollen vor allem auch jene nicht länger warten lassen, die dringend auf vhs-Kurse angewiesen sind, sei es, weil sie im Integrationskurs Deutsch lernen oder weil sie einen Schulabschluss nachholen wollen.“
In einigen Ländern, darunter Bayern, Saarland und Niedersachsen, haben Volkshochschulen für die Ferienzeit spezielle Sommerprogramme aufgelegt und konnten auf diese Weise neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen. „Lernräume“ hieß beispielsweise das Programm des niedersächsischen Kultusministeriums, an dem sich fast 30 Volkshochschulen beteiligten, unter anderem die vhs im Kreis Harburg mit mehr als 30 Veranstaltungen für Acht- bis 16-Jährige während der kompletten Sommerferien, darunter Sprachcamps für Englisch und Französisch, Programmier- und EDV-Grundlagenkurse. Auch im schleswig-holsteinischen „Lernsommer“ kooperierten Schulen und Volkshochschulen. Daneben konnten sich auch Online-Angebote wie die Veranstaltungsreihe vhs.daheim der bayerischen Volkshochschulen über gute Beteiligung freuen.
Das Programmangebot des neuen Semesters ist dennoch vielerorts eingeschränkt, insbesondere dort, wo Volkshochschulen nicht, wie sonst, Räumlichkeiten an Schulen nutzen können. Um die organisatorischen Herausforderungen der Corona-Krise gemeinsam zu meistern und um Potenziale für Kooperationen auszuloten, suchen Volkshochschulen verstärkt den Kontakt zu den Schulen und Schulträgern vor Ort.
„Volkshochschulen werden das Corona-Geschehen mit größter Aufmerksamkeit verfolgen und bei Bedarf sehr schnell und verantwortungsvoll reagieren“, verspricht der DVV-Vorsitzende. Ähnlich wie für den Schulbetrieb gelte jedoch auch für die Erwachsenenbildung: „Es wird Zeit und es ist gut, dass es jetzt weitergeht.“