Präambel
Mit der 2015 verabschiedeten Strategie „Erweiterte Lernwelten“ haben wir im Deutschen Volkshochschul-Verband damit begonnen, den digitalen Wandel als programmatische Herausforderung anzugehen. Im Fokus stand dabei die digitale Erweiterung der Lernsettings. Bundesweit haben sich Volkshochschulen zu insgesamt 33 Digicircles zusammengeschlossen, um eigene digitale Lernprojekte zu entwickeln und umzusetzen. Daneben entstand mit der vhs.cloud unser „digitaler Heimathafen“, eine gemeinsame virtuelle Lern- und Arbeitsumgebung, mit dem Anspruch, die vielfältige Arbeit der Volkshochschulen zu vernetzen, gleichzeitig aber auch eine vollumfängliche und rechtssichere Plattform für Kursleiter*innen und Teilnehmer*innen. Mehr als 700 Einrichtungen sind auf der vhs.cloud heute registriert, die Plattform befindet sich in kontinuierlicher Fortentwicklung. Ein intensives Fortbildungsangebot flankiert den Betrieb der vhs.cloud.
Auch der politisch-gesellschaftlichen Verantwortung, die sich aus den digitalen Prozessen der Gesellschaft ergeben, haben wir uns gestellt und entsprechende digitale Format entwickelt: Unter dem Titel „Smart democracy“ entstand eine Serie von zentral gestreamten Veranstaltungen, die sich mit Fragen zur politischen und gesellschaftlichen Teilhabe im Netz auseinandersetzte.
Mit dem vorliegenden Manifest erweitern wir als Volkshochschulen erneut unsere Perspektive. Anknüpfend und eng verzahnt mit unserer Strategie „Erweiterte Lernwelten“ wenden wir den Blick auf die Organisation als Ganze. Bezogen auf die Organisation vhs stellen wir uns die Frage: was bedeuten unsere Leitlinien „Offenheit, Begegnung und Vielfalt“ in einer digitalen, vernetzten Gesellschaft, die von hoher Entwicklungsdynamik, Unsicherheiten, Komplexität und Ambiguität geprägt ist?
Wir sind der Auffassung, dass es in der digitalisierten Gesellschaft eine veränderte Organisation Volkshochschule braucht, um die Idee der Volkshochschule weiter zu führen.
Die zentralen Annahmen und die ersten Schritte auf dem Weg zur Transformation fassen wir in dem folgenden Strategiepapier zusammen.
5 Annahmen zur Digitalen Transformation von Volkshochschule
Ausgangsthese – Digitalisierung ist ein sozialer Prozess.
Digitalisierung wird bislang häufig stark als technologisches Fortschrittsphänomen verstanden und gehandhabt. Dabei werden Automatisierungsprozesse von etablierten Vorgängen in unserer Organisation elektronisch angereichert abgebildet: Neben den Präsenz-Kurs tritt das Blended-Learning-Seminar, neben das Lernen mit dem Lehrbuch das Webinar, neben die Mitarbeiter*innen-Besprechung der Videochat, das gedruckte Programmheft wird durch eine digitale Blättervariante ergänzt. Mit solchen elektronischen Formaten hilft uns Technologie, Arbeits- und Lernprozesse leichter zu bewältigen und die Nutzung zu flexibilisieren.
Digitalisierung im umfassenden Sinn bedeutet jedoch deutlich mehr als Automatisierung. Geht es bei der Automatisierung darum, Bewährtes aus der analogen Welt auf elektronischem Wege besser zu machen, so wird im Zuge einer umfassenden Digitalisierung Neues auf andere Art und Weise organisiert. Die digitale Vernetzung, die exponentiell zunehmende Informationsmenge, die algorithmische Prägung des Agierens im Netz und viele andere Entwicklungen gehen einher mit einer tiefgreifenden Veränderung von sozialen Prozesse wie Kommunikation, Interaktion und kreativer Gestaltung. Digitalisierung wird zum sozialen Prozess. Diese Veränderungen betreffen auch das Lernen sowie die Ermöglichung von Lernen als soziale Prozesse.
Wir gehen deshalb davon aus, dass wir alle wesentlichen Handlungsfelder der Volkshochschularbeit - Programmentwicklung, Lernportfolio, Lernsettings und Lernberatung, Bildungsmarketing, Ressourcenmanagement, Führung und Personalentwicklung, Finanzierung und Verwaltungshandeln durch digitale Interaktion und Vernetzung weiterentwickeln müssen.
Annahme 1
Annahme 2
Annahme 3
Annahme 4
Annahme 5
Evaluation
Die Aktivitäten werden einmal jährlich auf ihren Fortschritt geprüft und bewertet.
Im Rahmen dieser Strategie verfolgen wir auch die Fortführung des Projektes Erweiterte Lernwelten (ELW II/ vhs.now), für das gesonderte Verabredungen getroffen werden.
Ausarbeitung des Manifestes:
AG Digitalisierungsoffensive im Auftrag des DVV-Vorstands/OFA
Beate Benndorf, Susanne Deß, Regina Eichen, Gundula Frieling, Charlotte Karpenchuk, Christoph Köck, Svenja Knüttel, Sylvia Kränke, Karsten Schneider.