Bonn im November 2016
Digitale Bildung ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Menschen den tiefgreifenden Wandel durch Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen verstehen und aktiv gestalten können. Die „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) stellt eine ebenso dringliche wie vorausschauende Initiative dar, weil sie den digitalen Wandel in der Bildung vorantreiben und in allen Bildungsbereichen die damit verbundenen Chancen und Handlungsfelder aufzeigen will.
Allerdings ist die Ausgestaltung des Programms bisher nur auf Schule, Ausbildung und Hochschule konzentriert. Der DVV appelliert deshalb an die Bundesregierung, ihrem ganzheitlichen Anspruch gerecht zu werden und alle Förderprogramme der Bildungsoffensive so auszugestalten, dass auch die Weiterbildung für die Erfordernisse und Möglichkeiten der digitalen Wissensgesellschaft substantiell gestärkt wird.
- Um einer drohenden digitalen Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, müssen insbesondere Ältere, arbeitssuchende Menschen, Berufsrückkehrer/-innen und Arbeitnehmer/-innen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten sowie Erwachsene mit Grundbildungsbedarf in der Strategie des BMBF berücksichtigt werden. Die Weiterbildung muss gestärkt werden, damit sie gerade diesen Zielgruppen Chancen zur Teilhabe an der digitalen Wissensgesellschaft eröffnen kann.
In diesem Zusammenhang müssen individuelle Förderprogramme wie Bildungsprämie und Bildungsscheck so ausgebaut werden, dass die genannten Zielgruppen effektiv gefördert werden. - Auch die Weiterbildung benötigt moderne Lehr- und Lernumgebungen für digitale Bildung. Deshalb muss der vom BMBF geplante digitale Infrastrukturpakt mit den Ländern die Weiterbildung einschließen. Der DVV fordert hierzu ein auf fünf Jahre angelegtes Förderprogramm im Umfang von einer Milliarde Euro, um bundesweit, sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen, Weiterbildungseinrichtungen zu digitalen Lernorten weiter zu entwickeln. Dies schließt den Ausbau der technischen Ausstattung ebenso ein wie die Qualifizierung des Personals.
Es bedarf eines breit angelegten Qualifizierungsprogramms für das pädagogische Personal und die Kursleitenden der Weiterbildungseinrichtungen, damit bis 2030 alle Lehrkräfte – wie in der Strategie des BMBF vorgesehen – über die erforderlichen digitalen Kompetenzen verfügen. - Der DVV begrüßt die Absicht des BMBF, Kommunen und schulische Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, vor Ort digitale Bildungsstrategien zu entwickeln. Um diese Strategien effektiv und nachhaltig zu gestalten, sind auch Weiterbildungseinrich-tungen an Aufbau und Betrieb der geplanten „Regionalen Kompetenzzentren Digitalisierung“ zu beteiligen.
- Die geplante Schulcloud muss um eine Weiterbildungscloud ergänzt werden. In der Cloud sollten – wie bereits für den Schulbereich vorgesehen – sowohl webbasierte Lern-umgebungen und Werkzeuge als auch Lerninhalte bereitgestellt werden. Der DVV und die Volkshochschulen verfügen über ausgewiesene Erfahrung im Aufbau und Betrieb webbasierter Lernumgebungen, wie die BMBF geförderten Portale „ich will lernen“ und „ich will Deutsch lernen“ zeigen. Auf dieser Basis kann der DVV ein starker Partner bei der Konzeption und Praxiserprobung einer Weiterbildungscloud sein.
- Menschen sollten lebenslang die Chance haben, Medienkompetenzen zu erwerben oder zu erweitern. Zudem müssen sie in die Lage versetzt werden, mit den tiefgreifenden, durch die Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungen umzugehen und sich in die Gesellschaft einzubringen. Weiterbildungseinrichtungen müssen gefördert werden, um Bürgerinnen und Bürgern Wissen über digitale Entwicklungen zu vermitteln, das Ausprobieren technischer Möglichkeiten und den Erwerb von Medienkompetenz zu ermöglichen und gleichzeitig den dringend notwendigen gesellschaftlichen Dialog über die Gestaltung der Digitalisierung zu führen.
Volkshochschulen stehen für eine moderne, offene und allen Menschen zugängliche Weiterbildung in Deutschland. Unter der Überschrift „Erweiterte Lernwelten“ reflektieren und gestalten sie in allen Bundesländern derzeit den digitalen Wandel. Diese Strategie umfasst die Entwicklung von Bausteinen für analog-digitale Lernwelten ebenso wie die organisatorische Weiterentwicklung und die infrastrukturelle Ausstattung der Einrichtungen im Hinblick auf digitale Anforderungen. Mit ihrem bundesweit flächendeckenden Netz an Weiterbildungseinrichtungen in öffentlicher Verantwortung bieten Volkshochschulen die besten Voraussetzungen dafür, dass Förderprogramme vor Ort Breitenwirkung und Nachhaltigkeit entfalten können.
Die Volkshochschulen sind in der Lage und bereit, die Bildungsoffensive der Bundesregierung für die digitale Wissensgesellschaft zu unterstützen. Ihre Chancen und Potentiale müssen in der Strategie stärker berücksichtigt werden.