„Alphabetisierung und Grundbildung brauchen dringend eine höhere politische Priorität“. Mit diesen Worten bekräftigt Ulrich Aengenvoort, Direktor des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) die Forderung der Volkshochschulen nach besserer staatlicher Regelförderung. Seit 2011 ist bekannt, dass rund 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland nicht ausreichend lesen und schreiben können. „Ohne eine Grundbildungsoffensive mit kraftvoller Beteiligung der Länder lässt sich das erschreckende Ausmaß an funktionalem Analphabetismus in Deutschland nicht abbauen“, sagt Aengenvoort.
Aus Sicht der Volkshochschulen sind die Länder gefordert, die 2016 eröffnete Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung stärker zu unterstützen. Nach Einschätzung des Volkshochschulverbandes sind erheblich mehr Landesmittel nötig, um die Lernangebote bedarfsgerecht auszubauen und mehr Menschen mit Grundbildungsbedarf für die Teilnahme zu gewinnen. „Die Bundesregierung hat angekündigt, ihr Engagement für Grundbildung zu verstärken. Dem sollten sich die Länder anschließen“, betont Aengenvoort.
Um Alphabetisierung und Grundbildung in Umfang und Qualität systematisch auszuweiten, bedarf es nach Auffassung der Volkshochschulen auch einer entsprechenden Ausbildung von Lehrkräften. Das Land, so die Forderung, solle Lehrkräfte in der Weiterbildung systematisch für den Unterricht in der Alphabetisierung qualifizieren. Mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat der Deutsche Volkshochschul-Verband dafür die Basisqualifizierung „Pro Grundbildung“ entwickelt.
Zwischen 2011 und 2017 haben Volkshochschulen rund 360.000 Teilnahmen an Kursen in Alphabetisierung und Elementarbildung sowie Rechnen/Mathematik verzeichnet. Zwar zeigt die Teilnahmestatistik der vergangenen Jahre im Programmbereich Grundbildung insgesamt eine steigende Tendenz. Im Vergleich zu anderen Programmbereichen bleiben die Zahlen jedoch relativ gering. 2017 wurden in der Alphabetisierung und Elementarbildung rund 40.000 Kursbelegungen verzeichnet. 2011 betrug die Zahl etwa 29.000.
Unter dem Stichwort „Weiterbildungspfade“ hat auch die EU-Kommission ihre Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Grundkompetenzen von Erwachsenen zu verbessern, um potenzieller Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Ausgrenzung zu begegnen. Die Volkshochschulen treten für ein weitgefasstes Verständnis von Grundbildung ein, das neben Lesen und Schreiben auch Rechnen und Kenntnisse in finanziellen Alltagsfragen umfasst sowie EDV-Grundlagen, gesundheitliche und politische Grundbildung.