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Deutscher Volkshochschul-Verband

Zusammenhalt durch Weiterbildung!

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes hat im Mai 2017 ein Programm für ganzheitliche und gesamtgesellschaftliche Integration formuliert.

Weiterbildung trägt zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei, wenn ihre Programme die Bildungsbedürfnisse der einheimischen Bevölkerung und der Zugewanderten gleichermaßen im Fokus haben und gemeinsame Bildungsprozesse initiieren.

Der vermehrte Flüchtlingszuzug 2015 und 2016 hat gezeigt, dass Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nur durch gemeinsame Verantwortung von Bund, Ländern und Gemeinden gemeistert werden kann. Zugleich muss Integration ganzheitlich verstanden und angegangen werden. Eine schnelle sprachliche Förderung und die baldige Eingliederung in den Arbeitsmarkt sind wesentliche Eckpfeiler der Integration, sie werden aber nicht ausreichen für die langfristige Aufnahme qualifizierter Arbeit und für die gleichberechtigte Partizipation am gesellschaftlichen Leben in Deutschland.

Die aktuellen Bildungsprogramme insbesondere für Menschen, denen in Deutschland Asyl gewährt bzw. deren Flüchtlingsstatus anerkannt wird, folgen einem Bildungsansatz, der nicht die umfassende gesellschaftliche Teilhabe, sondern nur die Vermittlung sprachlicher Grundkompetenzen und die möglichst rasche Integration in den Arbeitsmarkt – und sei es im Niedriglohnsektor – zum Ziel hat. Sich darauf zu beschränken, wäre kurzsichtig und würde die inzwischen erkannten Fehler im Umgang mit der sogenannten Gastarbeitergeneration der 1960er und 1970er Jahre wiederholen.

Demgegenüber erfordert Integration, die dauerhaft gelingen soll, ein Bildungskonzept, das auf drei Säulen steht:

  1. Die Kompetenzen und Talente der Ankommenden müssen identifiziert und gefördert werden. Neben Sprachvermittlung und Angeboten zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit erfordert dies vor allem gesellschaftliche, kulturelle, interkulturelle, digitale, gesundheitliche und politische Bildung.
  2. Entsprechende Integrationsangebote müssen auch der Aufnahmegesellschaft zur Verfügung stehen. Gleichberechtigte Zugänge zu Bildung sind eine elementare Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  3. Wo immer es möglich und sinnvoll ist, sollten Einheimische und neu Zugewanderte gemeinsam an Bildungsmaßnahmen teilnehmen.

Bausteine

Von diesem Grundverständnis ausgehend benötigt ein Programm für ganzheitliche und gesamtgesellschaftliche Integration verschiedene Bausteine:

Programm solide finanzieren

Volkshochschulen haben sich von Beginn an flächendeckend und bundesweit an der Integration der Flüchtlinge beteiligt, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind. Nachdem die ersten „Nothilfemaßnahmen“, wozu auch die Vermittlung erster elementarer Sprachkenntnisse gehört, für viele Flüchtlinge zwischenzeitlich abgeschlossen sind, bedarf es nun integrativer Bildungsansätze, die auch die Bildungsbedürfnisse der einheimischen Bevölkerung stärker berücksichtigen.

Der Deutsche Volkshochschul-Verband e.V. hat ein Konzept entworfen, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt zum Ausgangspunkt künftiger bildungspolitischer Überlegungen macht und davon ausgehend Vorschläge für Bildungsprogramme unterbreitet, die dieser Zielsetzung gerecht werden.

Das Programm „Zusammenhalt durch Weiterbildung“ erfordert erhebliche zusätzliche finanzielle Ressourcen, die im Einzelnen noch beziffert werden müssen. Es kann nur in einer Verantwortungsgemeinschaft und gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt werden. 

Die neue Bundesregierung sollte in der kommenden Legislaturperiode die Chance ergreifen, in einer breit angelegten Weiterbildungsoffensive die beträchtlichen Potentiale der Weiterbildung für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen zu fördern.

Verabschiedet auf der DVV-Mitgliederversammlung in Bonn am 04.05.2017

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