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Deutscher Volkshochschul-Verband

Volkshochschulen begrüßen Vorstoß der Länder für eine Initiative Digitale Weiterbildung

Positionen mit großer Übereinstimmung in der bildungspolitischen Strategie

Von Simone Kaucher

Die Volkshochschulen und die Kultusministerien der Länder sind sich einig: Die Digitalisierung der Weiterbildung ist eine Herausforderung von gesamtstaatlicher Dimension. Dies ist der Tenor eines Positionspapiers der Kultusministerkonferenz, an dem neben dem Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) auch andere Weiterbildungsträger und die kommunalen Spitzenverbände mitgewirkt haben. Mit dem Positionspapier beschreibt die Kultusministerkonferenz den erforderlichen Handlungsrahmen, um notwendige Entwicklungsimpulse im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung zu setzen und stellt damit auch einen Bezug zur Nationalen Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung her.

Längst haben nicht alle Menschen in allen Regionen gleichermaßen Zugang zu Digitalbildung. Deshalb ist es essenziell, dass Bund und Länder im Sinne bundesweit gleichwertiger Bildungschancen gemeinsam eine kraftvolle Initiative Digitale Weiterbildung starten. 

Kultusministerien anerkennen die besondere Rolle der Weiterbildung

Sowohl die Volkshochschulen als auch die Kultusministerien der Länder knüpfen an die „Initiative digitale Bildung“ an, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek im Februar dieses Jahres gestartet haben. Die Weiterbildung verdiene innerhalb der Initiative ein besonderes Augenmerk. Dazu führt die KMK aus: „Die Weiterbildung ist nicht nur ein eigenständiger, gleichberechtigter Hauptbereich des Bildungswesens, sondern in der Bildungsbiografie eines Menschen auch der längste Abschnitt des lebenslangen Lernens. 

Immer wieder hat die vhs-Community gegenüber politischen Entscheider*innen betont: Deutschland hat ein flächendeckendes Netz von kommunalen Weiterbildungszentren, um Menschen überall vor Ort mit digitalen Weiterbildungsangeboten zu versorgen. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es der Koordinierung und der finanziellen Förderung seitens des Bundes. 

Ausbau digitaler Infrastruktur hat oberste Priorität

Einigkeit herrscht zwischen den Volkshochschulen und den Kultusministerien der Länder auch in der Frage der dringendsten Handlungsfelder: Von zentraler Bedeutung ist demnach der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Volkshochschulen sehen hier einen großen Unterstützungsbedarf: Es herrsche – ebenso wie in den Schulen – ein Notstand bei der digitalen Ausstattung und ein Investitionsstau, den Kommunen und andere öffentliche Träger, bedingt durch die hohen Kosten der Corona-Pandemie, nicht aus eigener Kraft überwinden könnten. Die Volkshochschulen fordern deshalb einen „Investitionsfonds Digitalisierung in der Weiterbildung“, um die technische Ausstattung und Infrastruktur in der Weiterbildung zeitgemäß und bedarfsgerecht zu entwickeln.

Auch im Positionspapier der Kultusministerkonferenz heißt es: „Eine moderne und zukunftsfähige digitale Infrastruktur und Ausstattung der Weiterbildungseinrichtungen ist unverzichtbare Grundvoraussetzung zur Gestaltung digitaler Bildungsprozesse. Diese ist in der Fläche jedoch noch nicht vorhanden.“ Die Länder streben daher eine finanzielle Unterstützung durch den Bund in Form eines Förderprogramms an. Denn eine angemessene digitale Befähigung der Träger ist aus Sicht der Länder nur mit finanzieller Unterstützung durch den Bund zu bewerkstelligen. Allerdings wollen die Länder ihre Förderinstrumente beibehalten und den digitalen Infrastrukturausbau in der Weiterbildung möglicherweise mit eigenen Programmen und Projekten stärker als bisher unterstützen.

Auch sehen sowohl die Länder als auch die Volkshochschulen den Bedarf, die Einrichtungen der Weiterbildung bei ihrer digitalen Organisationsentwicklung zu beraten.  

Digitale Weiterbildung für Alle Bevölkerungsgruppen

Aus Sicht der Volkshochschulen muss es außerdem darum gehen, digitale Bildung allen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen: Denn nahezu jeder Mensch habe Lernbedarf, wenn es um den souveränen Umgang mit digitaler Technologie geht. Das Spektrum reiche von Fragen der Datensicherheit, über reine Anwendungskenntnisse verschiedener Programme bis hin zu Fragen der kritischen Medien- und Informationskompetenz. 

Die Volkshochschulen machen sich deshalb für ein Bundesprogramm zur digitalen Breitenbildung stark, das Lernangebote zu allen relevanten Fragen und auf unterschiedlichen Niveaustufen umfasst. Zudem müsse die Teilnahme an Angeboten zur Digitalen Grundbildung kostenlos sein.

Die KMK erklärt: „Der allgemeinen Weiterbildung kommt eine bedeutsame Rolle bei der Stärkung der Digitalkompetenz der Bürgerinnen und Bürger zu. Bildungsangebote zur Teilhabe an Digitalisierungsprozessen sind hier bereits auf vielfältige Weise etabliert.“ Nun müsse es darum gehen, Beratungs- und Lernangebote insbesondere für jene zu etablieren, die der besonderen Unterstützung bedürften. In Abstimmung mit dem Bund wollen die Länder den Fokus auf Digitale Grundbildung verstärken.

Systematische Qualifizierung für guten Online-Unterricht

Eine digitale Weiterbildungsoffensive bedarf nach Einschätzung der Volkshochschulen und auch der Kultusministerien der Länder außerdem der systematischen Qualifizierung des Personals – sowohl in der Programmplanung als auch im Kursbetrieb. Die Volkshochschulen sind überzeugt: „Ohne qualifizierte Lehrkräfte wird sich digital gestütztes Lernen nicht durchsetzen können. Guter Online-Unterricht erfordert sowohl digitale Nutzungskompetenzen als auch qualitätsvolle didaktisch-methodische Unterrichtskonzepte.“

Hinsichtlich der Fortbildung des Weiterbildungspersonals sehen sich die Länder in der Pflicht. Allerdings streben sie eine stärkere Abstimmung und Kooperation mit dem Bund an.

Die Volkshochschulen fordern darüber hinaus, dass der Bund ein Entwicklungsvorhaben aufsetzt, um Qualitätsstandards für neue digitale Formen des Lehrens zu entwickeln. Dies umfasst auch die Bereitstellung ausreichender Finanzmittel, um Lehrkräfte sowie Programmverantwortliche in ihren digitalen Unterrichtskompetenzen zu qualifizieren.

Nationale Weiterbildungsstrategie muss Digitalbildung berücksichtigen

Und schließlich bedarf es eines starken Engagements des Bundes, um Akteure miteinander zu vernetzen und ihren Austausch über gelungene Praxis zu koordinieren. Volkshochschulen und Länder sprechen sich für eine Fortführung der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) aus, die künftig auch die digitale Weiterbildung mitberücksichtigen soll. So heißt es im Positionspapier der Länder: „Die allgemeine Weiterbildung wird als bedeutsames Handlungsfeld in die Überlegungen zur Fortführung der NWS einbezogen, um deren Träger bei den weiteren Beratungen berücksichtigen zu können.“ Um einen digitalen Bildungsraum zu etablieren, sollen Beispiele guter Praxis fortlaufend ausgetauscht werden. Für diesen Austausch – und auch in diesem Punkt sind sich Länder und Volkshochschulen einig – gilt es, alle Akteure – also sowohl Bund und Länder als auch Kommunen und Weiterbildungsträger miteinander in Kontakt zu halten.

Wenn es nach den Volkshochschulen geht, dann muss es ein auf mindestens fünf Jahre angelegtes Programm für eine Initiative Digitale Weiterbildung geben, in dem sich Bund und Länder auf gemeinsame Ziele, eine gemeinsame Finanzierung und gemeinsame Kooperationsstrukturen verständigen.

Die vhs-Community darf sich durch den Vorstoß der Kultusministerkonferenz in der Einschätzung bestärkt sehen, dass digitale Weiterbildung eine zentrale bildungspolitische Herausforderung ist, die es nun mit vereinten Kräften anzugehen gilt. 

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