von Katharina Reinhold
Während Kinder im Alter von 11 bis 12 Jahren meist bereits über ein gutes technisches Verständnis verfügen, fehlen oft soziale und lebenspraktische Kompetenzen: Was kann ich in meinem Profil in sozialen Netzwerken problemlos angeben? Wie reagiere ich darauf, wenn jemand in meiner Umgebung im Internet gemobbt wird? Wo liegt die Grenze zwischen einem gemäßigten und einem riskanten Ausmaß an Computerspielen?
Hier setzt das Projekt „Netzgänger – Peers vermitteln Medienkompetenz“ an, das von der Uni Bamberg entwickelt wurde. Im Rahmen des Projekts werden Schüler*innen der Oberstufe – in Bayreuth die elfte Jahrgangsstufe – zu Tutor*innen ausgebildet, die dann Workshops mit Schüler*innen der Jahrgangsstufe 6 in vier Modulen bzw. sogenannten Tutorien umsetzen. Das Bürgerforum Bayreuth e. V. setzt das Projekt in Kooperation mit der Netzgänger-Initiative und Schulen vor Ort regelmäßig um.
Vier Lernstationen: Virtuelle Spielewelten, Soziale Netzwerke, Cybermobbing und Smart im Netz
Im Tutorium „Virtuelle Spielewelten“ geht es um Computer-, Handy-, Online- und Konsolenspiele. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre Spielgewohnheiten und überlegen sich, warum Spielen so viel Spaß macht, aber auch welche Alternativen es zu den virtuellen Spielen gibt. Außerdem lernen sie, riskantes (Spiel-)Verhalten zu erkennen, und erwerben Strategien, wie sie damit umgehen können.
Im Tutorium „Soziale Netzwerke“ liegt der Schwerpunkt auf Chancen und Risiken sozialer Netzwerke (z.B. Facebook, WhatsApp, Instagram, etc.). Die Schüler*innensollen lernen, wie Kommunikation in der heutigen Zeit funktioniert, worauf man dabei achten sollte und welche Regeln notwendig sind. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf dem Smartphone als beliebtestem Kommunikationsmedium.
Im Tutorium „Cybermobbing“ geht es um Mobbing im Internet. In diesem Tutorium liegt der Schwerpunkt darauf, zu verstehen, was Cybermobbing ist, welche Akteur*innen daran beteiligt sind und was man tun kann, wenn man davon betroffen ist.
Das Tutorium „Smart im Netz“ behandelt verschiedene Themen rund um Internet und Smartphone. Die Schüler*innen lernen, seriöse von unseriösen Online-Angeboten zu unterscheiden, und beschäftigen sich mit dem Thema Datenschutz. Auch aktuelle Themen und Fragen können angesprochen werden.
Alle Teilnehmer*innen durchlaufen in Gruppen mit je 12 bis14 Schüler*innen die vier Tutorien in einer Art Stationenlernen und erhalten anschließend ein „Netzgänger-Zertifikat“. Die betreuenden Lehrkräfte organisieren als Seminarleiter*innen die Abläufe und stehen während der Seminarstunden als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.
Peers vermitteln Medienkompetenz – und lernen selbst dabei
Aufgrund des Peer-Tutoren-Konzepts arbeiten die beteiligten Schüler*innen der Oberstufe gleichberechtigt an der Seminargestaltung mit. Sie tragen die Hauptverantwortung für das Gelingen der Veranstaltung. Somit ist auch auf Seiten der Peer-Tutor*innen ein nicht zu unterschätzender Lerneffekt zu verzeichnen, da sie sich vorbereiten und in einer konkreten Lehr-Lern-Situation bewähren müssen, wodurch sie wichtige Erfahrungen für ihr Studium und ihre berufliche Zukunft sammeln können.
Erfolgreiches Konzept
Das Bürgerforum Bayreuth e.V. führt das Projekt bereits seit mehreren Jahren in Kooperation mit der Franken-Akademie Schloß Schney e.V. durch und ist sehr zufrieden mit den Erfahrungen der „Netzgänger“-Initiative. Das „Netzgänger“-Curriculum wird fortlaufend weiterentwickelt, um den Lernerfolg der Seminare zu verfeinern und zu verbessern. In den an der Veranstaltung beteiligten Schulen ist das „Netzgänger“-Seminar fest im Schulentwicklungskonzept verankert und stellt in beiden Schulen eine identitätsprägende Maßnahme dar, welche auch in den nächsten Jahren fest eingeplant ist.
Das „Netzgänger“-Seminar versteht sich als Präventionsmaßnahme. Das Seminarziel besteht darin, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer adäquates Handeln erlernen, bevor sie sich bei sozialen Netzwerken wie etwa Facebook, WhatsApp oder Instagram registrieren. Auf der Basis ihrer Kompetenzen können sie dann entscheiden, ob sie die Angebote der Social-Media-Netzwerke nutzen wollen. Entscheiden sie sich dafür, hat ihnen die Seminarmaßnahme das nötige Rüstzeug für richtiges Verhalten an die Hand gegeben.