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Deutscher Volkshochschul-Verband

(We) hate2hate – YouTuber against racism

Wie sehen Formen von Hate Speech im Internet aus und was können wir dagegen tun? Mit diesen Fragen und praktischen Strategien in Form von YouTube-Videos beschäftigten sich die Teilnehmer*innen mehrerer Workshops der vhs Göttingen Osterode im November 2016 und im Januar und März 2018 in Hann. Münden.

von Katharina Reinhold

Auftakt im November 2016

„Du hast keine Lust mehr, dauernd rechte Sprüche im Netz zu lesen? Dir geht Hate Speech gegen Flüchtlinge total auf die Nerven? Dann werde bei uns YouTuber against racism und mach was dagegen.“ So lautete der Einladungstext zum Workshop „hate2hate. YouTuber against racism“ der VHS Göttingen Osterode, Geschäftsstelle Hann. Münden und des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Hann. Münden. Geworben wurde unter anderem damit, dass Firas Alshater aus Berlin, bekannt durch seine YouTube-Serie Zukar, dabei sein würde.

Der Workshoprahmen

Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend, von 11. bis 13.11.2016 und – da von den Teilnehmer*innen gewünscht – an einem weiteren Sonntag trafen sich 16 Jugendliche und junge Erwachsene zum Workshop „hate2hate“. Die Gruppe war durch die verschiedenen Hintergründe der Teilnehmenden (alle Schulformen, mit und ohne Migrationshintergründe, mit und ohne Schulprobleme) bunt gemischt. Mehrere Sozialpädagog*innen begleiteten als Teamer*innen das Projekt.

Hate Speech und Webcheck

Mit einem Argumentationstraining gegen Rechts und der Auseinandersetzung mit den Mechanismen von Hate Speech ging es am Freitagnachmittag los. Bei einem Webcheck wurden rassistische und auch explizit antirassistische Websites, Blogs und Online-Kommentare angeschaut und diskutiert. Dabei ging es um die Mechanismen von Hate Speech und Möglichkeiten des Umgangs damit.

Interview mit einem Youtube-Star

Am Samstag interviewten die Jugendlichen den aus Syrien stammenden Youtuber Firas Alshater mehr als drei Stunden lang. Dabei übten sie den Umgang mit Filmkameras und Aufnahmegeräten. Die Teilnehmenden aus Syrien konnten sich hier als Vermittler*innen zwischen der Lebenswelt des „Stars“ und der der anderen Teilnehmer*innen erfahren.

Video-Werkstatt: Eigene Clips entstehen

In Gruppen entwickelten die Jugendlichen unter Einsatz verschiedener Kreativitätstechniken und Rollenspiele ihre Ideen für eigene YouTube-Clips gegen Rassismus. Es entstand ein Clip mit einer Verfolgungsjagd, ein Clip mit mehreren Spielszenen rund um das Thema „Handyvorurteile“ und eine Story in der „Draw my life“-Technik, in der das Leben einer Person durch Zeichnungen illustriert und erklärt wird. Die Teilnehmer*innen verfassten Drehbücher, erprobten Kameraeinstellungen und Kameraführung, agierten und sprachen vor der Kamera, schnitten das Material und verbanden es mit der Tonspur.

Öffentliche YouTube-Acts

Zum öffentlichen YouTube-Act mit Firas Alshater am Samstagabend kamen etwa 80 Besucher*innen. Sie diskutierten über die Situation von Geflüchteten und über Rassismus im Netz und auf der Straße. Bei einem weiteren öffentlichen YouTube-Act im Dezember 2016 präsentierten die Teilnehmer*innen dann ihre eigenen Arbeiten und stellten ihre Clips gemeinsam online. Bei der anschließenden Party feierten die etwa 100 Gäste aller Altersstufen und aus vielen Ländern ausgelassen bei Musik aus den Charts, Hiphop und zu arabischen und kurdischen Volkstänzen.

Fortführung und Weiterentwicklung (Januar bis März 2018)

Wegen des großen Erfolges wurde der Workshop vom 2. bis zum 4. März 2018 unter dem Titel „We hate2hate“ erneut angeboten. Auch Firas Alshater war wieder mit dabei. Das Projekt wurde erweitert um Workshops in Schulen mit dem Titel „Spot on hatespeech“, die im Januar 2018 stattfanden. Neben der öffentlichen Präsentation auf der Release-Party im April 2018 wurde das Projekt im Rahmen einer Ausstellung auch auf dem Deutschen Präventionstag im Juni 2018 in Dresden vorgestellt.

Medientage an Schulen

Medienpädagog*innen führten im Januar 2018 gemeinsam mit Teilnehmenden des Workshops „hate2hate“ von 2016 in drei Schulklassen (ab der achten Jahrgangsstufe) dreistündige Trainings zum Umgang mit Hate Speech durch. In den Workshops wurde zunächst das Projekt aus dem Jahr 2016 vorgestellt. Dann wurden Beispiele für Hate Speech im Internet gezeigt und besprochen, wie Schüler*innen damit umgehen können. Zusätzlich gab es eine Einführung in die Kamerapraxis

Das Interesse der Schüler*innen war groß. Die peer-to-peer-Kommunikation trug wesentlich dazu bei, die Schülerinnen und Schüler zum Mitmachen zu aktivieren und auf den Hauptworkshop im März 2018 aufmerksam zu machen.

Im Projekt ist es gelungen, die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Thematik Rassismus und Intoleranz zu sensibilisieren. Sie konnten sich ein Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten und Verhaltensweisen gegenüber rechtsorientierter Hate Speech im Netz erarbeiten. Dies können sie nun situationsbezogen anwenden, um andere zu schützen, indifferente Personen zu überzeugen oder rassistisch agierenden Menschen eine Grenze zu setzen und deren Wirkungskreis einzuschränken.

Elke Steden vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt Hann. Münden

Die Teilnehmer*innen erlebten sich als aktive Mitglieder einer offenen, demokratischen Gesellschaft und konnten ihr Selbstbewusstsein und ihre Medienkompetenz stärken. Eine wichtige Erkenntnis für alle ist: Politische Bildung kann mit Genuss und Spaß verbunden sein!

Dr. Karin Gille-Linne, Projektverantwortliche bei der Volkshochschule Göttingen Osterode

Förderung

Der erste Workshop (2016) war ein Projekt der VHS Göttingen Osterode gGmbH, Geschäftsstelle Hann. Münden und des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Hann. Münden, unterstützt von der Aufsuchenden Jugendarbeit Landkreis Göttingen und dem Kinder- und Jugendbüro Landkreis Göttingen, gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.

Der zweite Workshop 2017/2018 war ein Projekt der VHS Göttingen Osterode gGmbH, Geschäftsstelle Hann. Münden und des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Hann. Münden, unterstützt von der Aufsuchenden Jugendarbeit Landkreis Göttingen, Respekt für Vielfalt, der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen, gefördert vom BMFSFJ im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben! und gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (MfSGG).

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

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