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Deutscher Volkshochschul-Verband

Gemeinsam stark gegen Rassismus

Wo beginnt Rassismus? Was ist Alltagsrassismus? Wo kommt er her und warum gibt es ihn? Mit diesen Fragen setzte sich eine Gruppe Jugendlicher im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus in einem Theaterprojekt der vhs Rüsselsheim auseinander.

von Sabine Giehle

Über Diskriminierung sprechen

Mut und Selbstbewusstsein gehören dazu, um die eigene Geschichte auf die Bühne zu bringen. Der Weg war nicht einfach. Aber dann hat es doch jede*r geschafft: Am Ende des einwöchigen Theaterworkshops präsentierten Jugendliche aus elf Nationen die Ergebnisse ihrer Arbeit zum Thema Alltagsrassismus im Rüsselsheimer Kulturzentrum „Das Rind“.

„Isso! Schau mal, was da abgeht!“ hieß das Projekt der Volkshochschule Rüsselsheim. Es holte die Jugendlichen dort ab, wo ihr Leben ist. Jeder und jede der 15 jungen Menschen hatte es schon erlebt: Sprüche, Beschimpfungen, Beleidigungen, ja manche sogar Gewalt aufgrund ihrer Herkunft. Und genau das wurde zum Thema gemacht: Wie zeigen sich Vorurteile und Ressentiments gegen andere im Alltag und wie kann man diesen begegnen?

Wann hört der Spaß auf?

Eine Woche lang trafen sich die Jugendlichen jeden Vormittag. Sie redeten und diskutierten, sprachen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit Rassismus und darüber, was Alltagsrassismus für sie bedeutet.

Es wurde viel nachgedacht und reflektiert und manchmal wurde es auch grundsätzlich: Es ging um Respekt und Gleichberechtigung, um Rollenbilder von Frauen und Männern in verschiedenen Ländern und vor allem  darum, dass Diskriminierung für alle eine alltägliche Erfahrung ist. „Oft sind die Äußerungen unüberlegt und vielleicht auch gar nicht böse gemeint. Aber wir haben uns gefragt: Ab wann hört der Spaß auf?“, erklärt Projektleiterin Britta Herbig.

Wie kommt es zu Mobbing?

Die jungen Leute schrieben Texte und Lieder über das, was sie erlebt hatten, entwickelten und probten Szenen und Rollenspiele und reproduzierten einen typischen Chat-Verlauf in einem gespielten „Klassenzimmer“, der zum Cybermobbing eskalierte.

Die unterschiedlichsten Perspektiven und Erfahrungen zum Thema Alltagsrassismus flossen in die Workshopergebnisse ein. Immer wieder wurde das Thema neu aufgegriffen und diskutiert, bis man einen Plan für die Präsentation fertig hatte.

„In kleineren Gruppen wurde dann weiter an der Ausarbeitung gefeilt und die Ergebnisse später in einer Videoanalyse verbessert“, erläutert Herbig. Immer wieder ermutigten sich die Gruppenmitglieder gegenseitig dazu, die Arbeit auch tatsächlich öffentlich zu präsentieren.

Gelebte Vorurteilsfreiheit

„Irgendwann fiel uns auf, dass wir das schon leben: das Gegenteil von Rassismus. Wir starteten mit Menschen aus elf Nationen gemeinsam ein Projekt. Und obwohl sich niemand vorher kannte und es auch sprachliche Hürden zu überwinden galt, haben wir es geschafft. Wir haben gemerkt: Bei uns klappt es ja!“, erzählt Britta Herbig.

Diese Erkenntnis war so schön, dass zwei Jugendliche beschlossen, die gelebte Vorurteilsfreiheit aufzuzeichnen. Sie begleiteten die Entstehungsgeschichte des Theaterprojekts, filmten „hinter den Kulissen“ und interviewten die Jugendlichen zu ihren Erfahrungen bei der gemeinsamen Arbeit. Auch dieses „Making of“ des Theaterprojekts wurde Teil der Aufführung.

Mit dem Erarbeiteten auf die Bühne

Dann war es soweit: Die Ergebnisse des Workshops wurden im Kulturzentrum „Das Rind“ in Rüsselsheim im Rahmen der Abschlussveranstaltung der Internationalen Wochen gegen Rassismus präsentiert.

Multimedial und in vielfältigen Formen stellten die jungen Menschen in einer kleinen Werkschau die Früchte ihrer Arbeit vor: Jede*r brachte in einem prägnanten Ausspruch auf den Punkt, was Alltagsrassismus und Diskriminierung für sie oder ihn bedeutet. Gemeinsam oder in Kleingruppen trugen die jungen Menschen jene Texte vor, die sie in der vorangegangenen Woche erarbeitet hatten: Was ist noch ein Witz und wann ist das nicht mehr lustig? Und wie sollte man darauf reagieren?

Auf der Leinwand wurde das virtuelle Klassenzimmer präsentiert, mit dem die Jugendlichen zeigten, wie ein WhatsApp-Chat in Cybermobbing münden kann.

Im Foyer des Kulturzentrums führte die Projektgruppe auch jenes Video vor, das den Verlauf des Workshops dokumentiert. Die jungen Menschen zeigten damit auf eindrückliche Weise, wie sie selbst das Projekt erlebt haben.

Wertschätzung über alle Grenzen hinweg

„Die Präsentation war sehr erfolgreich“, stellt Britta Herbig fest. Aber das war nicht unbedingt das Wichtigste. „Wichtig war für uns, dass wir uns kennengelernt haben, über alle Grenzen hinweg. Wichtig waren die Wertschätzung und der Respekt untereinander und das, was wir voneinander gelernt haben“, so Herbig. Wie man andere für Alltagsrassismus sensibilisieren kann – das haben die Jugendlichen im Rahmen des Projekts erfahren. Sie haben nun die besten Voraussetzungen dafür, sich künftig gegen Diskriminierung und Rassismus zu wehren und sich für eine tolerantere Gesellschaft einsetzen zu können.

Und auf was sollte man achten, wenn man eine ähnliche Veranstaltung plant? „Man sollte Vertrauen in die jungen Menschen haben. Man muss den Rahmen vorgeben, ja, aber ansonsten sollte man die Jugendlichen machen lassen“, empfiehlt Britta Herbig.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Getty Images / itchySan
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