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Deutscher Volkshochschul-Verband

Miteinander gegen Rassismus

Schülerinnen einer Offenburger Schule setzten sich an vier Projekttagen anhand von Filmen mit den Themen „Diskriminierung” und „Rassismus” auseinander und produzierten eigene Videos.

von Katharina Reinhold

Medienpädagogische Kooperation

Schülerinnen der achten Jahrgangsstufe der Klosterschule „Unserer lieben Frau“ in Offenburg konnten im Rahmen ihrer schulischen Projekttage vom 30. Mai bis 2. Juni 2022 an einem von drei verschiedenen Filmworkshops zum Thema „Rassismus und Diskriminierung” teilnehmen. Das medienpädagogische Angebot ist eine Kooperation der vhs Offenburg mit der reinen Mädchenschule.

„In Zeiten zunehmender menschenfeindlicher Strömungen möchten wir die Schülerinnen für die Gefahr, die von Rassismus ausgeht, sensibilisieren“, sagt Benjamin Köhler von der vhs. „Dabei werden die Jugendlichen selbst medienpraktisch aktiv und kreativ, das kommt sehr gut an und weckt ihr Interesse an den Themen.“ Alle drei Gruppen wurden während der vier Tage jeweils von einer medienpädagogischen Fachkraft und einer Lehrkraft begleitet.

Ausstellungsbesuch und Rollenspiel zum Thema „Diskriminierung”

Am ersten Seminartag besuchten die Schülerinnen eine Ausstellung zum Thema „Rassismus und Diskriminierung”. Sie setzten sich anhand konkreter Arbeitsaufgaben mit den Bildern auseinander. So waren sie zum Beispiel eingeladen, ihre Gedanken auszudrücken oder eine eigene Geschichte zu erzählen. In einem Rollenspiel versetzten die Jugendlichen sich selbst in die Rolle von Migrant*innen, die in einer konkreten Situation mit strukturellem Rassismus konfrontiert sind. Es ergaben sich viele angeregte Gespräche.

Analyse von Spielfilmen

Die Gruppen sahen sich zudem Filme an, mit denen sie sich inhaltlich und dann auch medienpraktisch auseinandersetzten. Jede Gruppe beschäftigte sich intensiv mit einem Spielfilm. Dafür ausgewählt wurden der deutsche Film „Contra“ (2021), die französische Komödie „Ein Dorf sieht schwarz“ (2016) und der amerikanische Spielfilm „Gran Torino“ (2008). In allen Filmen spielen Formen von Rassismus eine wichtige Rolle, und die Folgen für die Betroffenen werden deutlich. Die Filme rufen emotionale Reaktionen hervor und waren gute Startpunkte für inhaltliche Diskussionen unter den Teilnehmerinnen.

Produktion eigener Videoclips

Angeleitet durch die Medienpädagog*innen ging es dann um Filmdreh und -schnitt. Die Jugendlichen stellten aus verschiedenen Kurzfilmen erste Clips zusammen. Anschließend war es ihre Aufgabe, einen Abschlussclip zu produzieren, in dem „ihr“ langer Spielfilm kurz zusammengefasst wurde. In einem zweiten Schritt formulierten sie ihre eigenen Gedanken und Fragen zum Thema „Rassismus”. Sie entwickelten Ideen, wie sie ihre Gedanken in den Abschlussclip einbauen könnten, und setzten sie eigenständig praktisch um. Die Medienpädagog*innen unterstützten sie dabei bei Bedarf mit Tipps.

Die Abschlussclips wurden am letzten Projekttag abends einer großen Öffentlichkeit aus Mitschülerinnen, Eltern, Lehrkräften sowie Pressevertreter*innen vorgestellt. Zu dieser Abschlussveranstaltung waren sowohl Vertreter*innen regionaler Initiativen gegen Rassismus als auch Menschen, die selbst von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind, eingeladen. Mit ihnen tauschten die Schülerinnen sich nach der Videopräsentation auf der Bühne aus und sprachen über die Filme sowie über ihre Gedanken und Fragen zu Diskriminierung und Rassismus. Das Podiumsgespräch hatten die Jugendlichen eigenständig vorbereitet. Die gut besuchte Abschlussveranstaltung rückte das Thema „Rassismus” nicht für nur die 35 Projektteilnehmerinnen, sondern auch für das Publikum in den Mittelpunkt und regte zur weiteren Reflexion und zum Engagement gegen Diskriminierung an.

Die unmittelbare Begegnung mit Menschen, die selbst Rassismus erlebt haben oder sich dagegen engagieren, war für die Schülerinnen eine wertvolle Erfahrung.

Benjamin Köhler, vhs Offenburg

Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation

Die vhs Offenburg und ihr schulischer Kooperationspartner blicken bereits auf eine mehrjährige Erfahrung bei gemeinsamen medienpädagogischen Projekten zurück, früher vor allem zum Thema „Flucht und Migration”. „In diesem Jahr zeigte sich einmal mehr, dass der Einsatz von film- bzw. medienpädagogischen Konzepten die Zielgruppe abholt und sie dadurch automatisch viel mehr Interesse an dem Thema zeigt. Der eigene Gestaltungsspielraum ist dabei sehr wichtig“, sagt Benjamin Köhler. „Künftige Projekte werden wir wahrscheinlich noch stärker am aktuellen Medienkonsum der Jugendlichen ausrichten und uns stärker mit Videoclips auf Plattformen wie TikTok oder Instagram beschäftigen“, so Köhler.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • vhs Offenburg
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