Die ARD-Themenwoche 2021 "Stadt. Land. Wandel" möchte Denkanstöße geben, wie Transformation in den Regionen und in Deutschland gelingen kann. Und sie möchte Menschen dazu anregen, sich aktiv an der zukunftsfähigen Gestaltung des eigenen Lebensraums zu beteiligen. Die 900 Volkshochschulen in Deutschland sind offizieller Kooperationspartner und flankieren die ARD-Themenwoche durch Bildungsangebote und Initiativen.
Die DVV-Redaktion hat im Rahmen der ARD-Themenwoche mit Volkshochschul-Mitarbeiter*innen in Stadt und Land gesprochen, die ihre Perspektive auf das Thema Strukturwandel darlegen. Hier folgt das zweite Interview mit Dr. Nikolaus Schneider. Er ist Leiter der vhs aktuelles Forum (Öffnet in einem neuen Tab)in Nordrhein-Westfalen.
Wenn Sie das Stichwort „Gesellschaftlicher Wandel“ hören, was kommt Ihnen da in Bezug auf Ihre Situation vor Ort am ehesten in den Sinn?
Viele Menschen haben begriffen, wie wichtig gesellschaftlicher Wandel ist. Sie wollen aktiv etwas dafür tun. Obwohl das Münsterland eine eher konservative Region ist, sind viele Menschen bereit für Veränderungen.
Inwieweit erwächst daraus eine Bildungsaufgabe (für Volkshochschulen)?
Die vhs muss die vorhandene Energie zur Veränderung aufnehmen. Sie muss Foren zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten bieten. Sie muss allen Akteur*innen das Gefühl geben: hier kann ich mitmachen, hier ist mein Beitrag willkommen.
Mit welchem Projekt/welchen Bildungsangeboten reagieren Sie gezielt auf diesen Bedarf (kurze Projektskizze, vorläufiges Fazit)?
Wir haben 2020 den Runden Tisch Nachhaltigkeit gegründet, gemeinsam mit der Ortsgruppe Fridays for Future Ahaus und ökologischen Arbeitskreisen der beiden Ahauser Kirchengemeinden. Der Runde Tisch ist ein zivilgesellschaftliches Forum. Auf der ersten Zukunftskonferenz des Runden Tisches (Oktober 2020) haben sich sechs Arbeitsgruppen konstituiert, die folgende Aspekte bearbeiten: Mobilität, Grünes Ahaus, Ernährung, Neues Wohnen, Bildung, Atommüll und Energieversorgung. Die Gruppen formulieren Positionspapiere und bereiten Bürgeranträge vor, sie veranstalten Vortragsreihen und organisieren Infostände. Die vhs moderiert und koordiniert die Arbeit der Gruppen.
Wie eng sind Sie dabei mit Ihrer Kommune verzahnt? Gab es einen kommunalen Auftrag an Sie? Welches Feedback haben Sie erhalten? Welche Unterstützung wünschen Sie sich?
Die Zusammenarbeit mit der Kommune ist sehr gut. Die Bürgermeisterin der Stadt Ahaus, Karola Voß, ist Schirmherrin des Runden Tisches, die Klimaschutzmanagerin und der Technische Beigeordnete sind im Gespräch mit allen Arbeitsgruppen. Die Stadtverwaltung hat hohes Interesse an dem zivilgesellschaftlichen Engagement. Einen Auftrag der Kommune zur Gründung des Runden Tisches haben wir nicht erhalten. Es war ein Bottom-up-Prozess.
Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich einer Volkshochschule im ländlichen Raum in Bezug auf strukturellen Wandel? Inwieweit prägen diese Ihr Angebot und Ihre Organisationsentwicklung?
Eine vhs im ländlichen Raum hat vielleicht den Nachteil, dass hier weniger engagierte Pioniere leben, die schon sehr weit sind in der Erprobung neuer Lebensformen; sie hat aber den Vorteil der Nähe der Akteur*innen: die Wege sind kurz, jeder kennt jeden – dadurch entsteht schnell eine hohe Verbindlichkeit bei neuen Projekten.
Unsere vhs hat sich BNE auch als Thema der Organisationsentwicklung zu eigen gemacht. In einem Teamworkshop im Oktober 2021 haben wir erkundet, welche Verbindungen unsere internen Arbeitsabläufe mit den 17 Sustainable Developement Goals haben. Daraus werden wir neue Ziele des Qualitätsmanagements ableiten.