von Katharina Reinhold
Ende 2020 entwickelten Iris Hafner, Programmleiterin an der vhs Augsburg, und die Lehrerin Andrea Voglmair vom Augsburger Maria-Theresia-Gymnasium die Idee, gemeinsam ein generationenübergreifendes Projekt umzusetzen. Sie hatten schon mehrere Projekte zusammen realisiert. Das Thema stand bald fest: „Zeiten des Umbruchs – Wie habe ich das geschafft?“ Schüler*innen der 10. Klasse des sozialwissenschaftlichen Zweigs tauschten sich mit älteren Menschen in Videokonferenzen über Krisensituationen aus, recherchierten historische Hintergründe und erstellten Kurzfilme aus den Video-Mitschnitten. Der technisch versierte Lehrer Thomas Tschierse war mit im Boot, um die Schüler*innen bei der Umsetzung zu unterstützen.
Projekt als Praktikum
Die Schüler*innen arbeiteten sehr eigenständig in Gruppen, entwickelten selbst Fragen, recherchierten Hintergründe, organisierten die Kommunikation und die Treffen und eigneten sich das technische Know-How rund um Videomeetings, Aufzeichnungen, Schnitt etc. an. Ein großer Pluspunkt für sie: Die Teilnahme am Projekt war gleichzeitig ihr Schulpraktikum. In Zeiten von Corona ist es für Schulen und Schüler*innen schwierig, Praktika in Einrichtungen und Unternehmen zu organisieren – dabei sind diese doch so wichtig, um erste Berufserfahrungen zu sammeln und selbstständiger zu werden. Da war das Projekt ein toller Ersatz.
Iris Hafner, Programmleiterin an der vhs AugsburgDie Schülerinnen und Schüler waren sehr motiviert und engagiert und haben viel Zeit in das Projekt gesteckt. Dafür stelle ich ihnen gern Praktikumsbescheinigungen aus.
Voneinander lernen
Die Schüler*innen nahmen aus den ausführlichen Gesprächen viel mit – zum Beispiel aus ihren Unterhaltungen mit der 93-jährigen Brunhilde Schütt, die den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und einige weitere gesellschaftliche und persönliche Krisen miterlebt und überstanden hat. Die Jugendlichen wurden angeregt, selbst etwas über die jeweilige Zeit zu recherchieren – so entstanden immer neue Fragen. Die ältere Dame hatte ihrerseits viele Fragen an die Jugendlichen und war eine beeindruckende Gesprächspartnerin, und so wurde es ein gegenseitiges Lernen voneinander. Die Jugendlichen und die Senior*innen trafen sich im Verlauf des mehrmonatigen Projekts einige Male per Videokonferenz und im Sommer – als die Corona-Zahlen es zuließen – auch persönlich.
Erlebnisse teilen
Bei der Langen Nacht der Demokratie am 2. Oktober 2021 wurden die Kurzfilme mit den Gesprächsausschnitten erstmals öffentlich gezeigt. Die Projektbeteiligten waren persönlich anwesend. In einem anschließenden Speeddating erhielt das Publikum die Möglichkeit, mit ihnen über das Projekt, die Lernerfahrungen und ihre Erkenntnisse für die Zukunft ins Gespräch zu kommen.
Gelungene Kooperation
„Wir haben alle wenig Zeit, daher mag ich Projekte mit möglichst geringem Verwaltungsaufwand“, berichtet Iris Hafner lachend. „Dieses Projekt war toll. Wir haben es geschafft, mit quasi null finanziellem Aufwand so viel Austausch und Begegnung zu schaffen und die Generationen in einen Dialog zu bringen.“ Die Kooperation mit der Schule funktionierte sehr gut über den persönlichen Draht mit der engagierten Lehrerin. „Es ist oftmals so schwierig, Jugendliche als Teilnehmende für offene Angebote während ihrer Freizeit zu finden. Da haben Kooperationen mit Schulen und festen Gruppen wirklich große Vorteile“, so Iris Hafner. „Für die Schülerinnen und Schüler war das Projekt auch ein großer Gewinn. Sie fanden es super, so viel Freiraum zu haben und selbst zu machen – und dass wir ihnen das zugetraut haben“.