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Deutscher Volkshochschul-Verband

Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Corona

Wie kann Politische Jugendbildung während der Covid-19-Pandemie gelingen? Welche Veränderungen und Herausforderungen sind mit Blick auf die Themen Jugendpartizipation, Kinderrechte, Bildungsgerechtigkeit und aus sozialpsyochologischer Perspektive festzustellen? Antworten auf diese Fragen finden Sie in diesem Dossier.

Jetzt erst recht! – Außerschulische Bildung für Kinder und Jugendliche in Zeiten der Covid-19-Pandemie und die Rolle von Volkshochschulen

von Johanna Kranz, Magda Langholz und Alisa Dumke (DVV)

Kinder und Jugendliche waren im Zuge der Covid-19-Pandemie stark in ihren Rechten eingeschränkt. Durch die (vorübergehenden) Schließungen von Kitas und Schulen im gesamten Bundesgebiet wurde der Bildungsprozess erschwert. 

Eltern sahen sich vor der Herausforderung, im Rahmen von Homeschooling die fachlichen Inhalte an ihre Kinder vermitteln zu müssen. Schüler*innen sind gefordert, sich Zusammenhänge eigenständig zu erschließen und zu erarbeiten. 

In vielen Haushalten mangelte es an der technischen Ausstattung und dem Wissen, um diese Bildungsprozesse adäquat begleiten und ihnen den nötigen Raum geben zu können.

Während die herkunftsbedingten Ungleichheiten seit langem bekannt sind und auch vor der Pandemie existierten, werden sie nun wie durch ein Brennglas verschärft.

PD Dr. Hanna Dumont

In der von der Bundesregierung im Jahr 1989 ratifizierten Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen sind viele Rechte verankert, von denen Kinder und Jugendliche durch die Einschränkungen während der Lockdowns keinen Gebrauch machen konnten. Der mangelnde Kontakt zu Gleichaltrigen stellte eine zusätzliche Herausforderung dar. Das Aufsuchen außerschulischer Bildungseinrichtungen, wie Jugendtreffs und Jugendclubs, war weiterhin kaum möglich, sodass sich der Großteil der Aktivitäten im Rahmen der Kernfamilie abspielte. 

Die Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit der Heranwachsenden durch die Einschränkungen werden erst in der Zukunft deutlich werden. Neben der bereits jetzt durch die Maßnahmen festzustellenden Gefährdung des Kindeswohls mahnten viele Akteure der Kinder- und Jugendhilfe die große Gefahr durch die Zunahme an Gewalt in Familien an. 

In dieser Krisensituation gab es viel Raum für das Finden kreativer Lösungsansätze. Viele Schüler*innen haben sich im vergangenen Jahr im Rahmen von regelmäßigen Demonstrationen von Fridays for Future aktiv für den Klimaschutz und die Einhaltung des Pariser Abkommens eingesetzt und von ihrem Demonstrations- und Versammlungsrecht Gebrauch gemacht. Dieses Engagement setzte sich in digitalen Räumen fort – zum Beispiel in Form vieler Online-Petitionen. Zudem wurden globale digitale Demonstrationen für den Klimaschutz organisiert.

Träger der politischen Jugendbildung wie die Volkshochschulen müssen sich fragen, welche Bildungskonzepte, Inhalte und Methoden in den digitalen Raum übertragen werden können und welche Einschnitte dabei zu verkraften sind.

Prof. Dr. Alexander Wohnig

Im Rahmen dieses Dossiers wurden anhand unterschiedlicher Fragestellungen einige Herausforderungen für Kinder und Jugendliche sowie deren Umgang mit den Folgen der Covid-19-Pandemie diskutiert und illustriert. Die Schwerpunkte liegen hier auf den Themenbereichen „Jugendpartizipation“, „Kinderrechte“, „Sozialpsychologische Perspektive” und „Bildungsgerechtigkeit”. 

Nach eineinhalb Jahren Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, das Onlinedossier zu erweitern und eine Bilanz zu ziehen. Im Rahmen eines weiteren Fachbeitrags werden die bisherigen Entwicklungen in den Fokus gerückt und der Blick wird auf die Zukunft gerichtet. Hierbei wird zum einen der Übergang in eine zukünftige postpandemische Phase beleuchtet und darauf eingegangen, welche Rolle die außerschulische Politische Jugendbildung in diesem Kontext spielt. Zum anderen wird thematisiert, welche Bewältigungsstrategien junge Menschen entwickelt haben und ob möglicherweise neue Räume der Partizipation entstanden sind. 

Ein Interview mit zwei jugendlichen Aktivist*innen gibt Einblick in die Perspektive junger Menschen und macht deutlich, wie die junge Generation die Zeit der Pandemie empfindet und welche Herausforderungen bzw. Chancen sie für die Zukunft sieht. 

Ich wehre mich immer sehr lautstark gegen die Bezeichnung „Generation Corona“ in den Medien, weil wir Jugendlichen deutlich mehr sind als das. Wenn ich über Probleme allgemeiner Natur spreche, werden sie immer im Kontext der Pandemie beäugt – das stört mich.

Amir Sallachi, junger Aktivist

Praxisbeispiele als Inspirationsquelle

Das Onlinedossier wirft aber auch einige Schlaglichter auf die vhs-Praxis: Wie gehen Volkshochschulen mit den Einschränkungen durch die Pandemiebekämpfung um? Welche Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche konnten dort umgesetzt werden? Welche Erfahrungen sammeln vhs-Mitarbeiter*innen und -Kursleiter*innen bei der Umsetzung digitaler Formate? Gibt es neben den vielen neuen Herausforderungen auch lehrreiche Aspekte für eine Zeit „nach Corona“?

Bei unseren Veranstaltungen werden digitale Formate und Alternativen aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie inzwischen immer mitgedacht.

Susanne Kapellusch, Leiterin der Volkshochschule „Ehm Welk“ der Landeshauptstadt Schwerin

Eine Umfrage an Volkshochschulen im Frühjahr 2021 zeigte deutlich, dass es nicht nur Chancen, sondern auch Erschwernisse bei digitalen und hybriden Veranstaltungen im Bereich der Jugendbildung gibt. Während einige Befragte von wenig(er) Nachfrage in Bezug auf Online-Veranstaltungen sowie von fehlender technischer Ausstattung und Infrastruktur berichteten, sahen andere Volkshochschulen diese als sinnvolle Ergänzung zu ihren Präsenzangeboten. Die Erfahrungen während der Pandemie haben beispielsweise gezeigt, dass digitale Bildungsformate eine größere Reichweite und einen niedrigschwelligeren Zugang ermöglichen können.

Die Rückmeldungen zu unseren Online-Angeboten waren sehr gut. Wir haben sogar neue Teilnehmende erreicht. Einige finden die Online-Variante sogar besser und wollen es gern künftig so beibehalten.

Sandra Müller-Buntenbroich, Fachbereichsleiterin im Team Kultur und JUKKS an der vhs Karlsruhe

Einblicke in die Praxis verschiedener Volkshochschulen lassen Rückschlüsse zu, wie (Politische) Jugendbildung auch unter „Lockdown-Bedingungen“ oder unter Einhaltung von Abstandsregeln gelingen kann, aber auch darüber, welche Aspekte durch digitale Formate nicht zu ersetzen sind.

Digitale Angebote in der Jugendbildung können reale Begegnungen nicht ersetzen. Die Gruppenprozesse und die physisch gemeinsam verbrachte Zeit sind zu wichtig.

Magdalena Kneisel, Jugendbildungsreferentin in der Heimvolkshochschule Burg Rothenfels

Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und hoffen, dass die Inhalte dieses Onlinedossiers für Ihre Arbeit in der Politischen Jugendbildung hilfreich sind!

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„Wir lassen uns von einem Virus nicht die Stimme nehmen“

Interview

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