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Deutscher Volkshochschul-Verband

Europa und ich

Für viele Menschen ist die Europäische Union gefühlt weit weg – obwohl sie mittendrin leben. Die Bildungswoche der vhs Leer nahm Themen rund um die EU und Zukunftsfragen wie Klima, Migration und Demokratie in den Fokus. Die Woche zeigt, wieviel Europa in unserem Alltag steckt und welche Möglichkeiten es bietet.

von Katharina Reinhold

Ein Planspiel, eine Zukunftswerkstatt, Gruppenarbeiten, Debatten, Vorträge und Präsentationen sowie der Besuch eines EU-Experten – die vier Tage zum Thema „Europa und ich“ waren prall gefüllt mit Inhalten, die methodisch vielfältig präsentiert wurden.

Mit der Europawoche wollen wir Schüler*innen des Abiturjahrgangs der Berufsbildenden Schulen II in Leer für die Europäische Union interessieren, Verständnis für demokratische Prozesse fördern und ein Bewusstsein für die Herausforderungen der EU in der Zukunft wecken.

Marion Weber, Projektverantwortliche an der vhs Leer

Planspiel zur Klimapolitik und Zukunftswerkstatt

33 Schüler*innen nahmen an der viertägigen Europa-Bildungswoche Ende August 2020 in Leer teil. Sie erhielten Einblick in die Institutionen, das Wahlsystem, die politischen Prioritäten und die Konfliktfelder der EU und sprachen über den Brexit. In einem Planspiel setzten sie sich mit dem Thema Klimawandel auseinander. Dabei wurden die unterschiedlichen, teils sogar kontroversen Positionen der Teilnehmer*innen deutlich – und auch eine gewisse Diskussionsmüdigkeit bei diesem Thema kam zum Vorschein. „Deshalb war es gut, das Planspiel auf die sachlichen EU-Ziele zu beziehen“, so Marion Weber. Bei einer Zukunftswerkstatt entwickelten die jungen Teilnehmenden Visionen für die EU im Jahr 2025. Ein Experte der IHK erläuterte die Auswirkungen des Brexit unter anderem auf die Wirtschaft Ostfrieslands anhand konkreter Beispiele. Auch die Möglichkeiten für junge Menschen im Rahmen des Programms Erasmus+ wurden vorgestellt. 

Europa als Perspektive für Jugendliche

„Der Trend, dass junge Menschen der europäischen Idee gegenüber aufgeschlossen sind, setzt sich fort. Wir beobachten, dass die Schüler*innen ihre beruflichen und persönlichen Perspektiven in Europa sehen“, sagt Marion Weber. Gleichzeitig werbe die heimische Wirtschaft stark darum, in der Region zu bleiben und Ausbildung und Studium dort zu absolvieren.

Pandemiebedingte Anpassungen

Die vhs Leer setzte die Bildungswoche als Kooperationsveranstaltung mit dem Berufbildungszentrum bereits zum siebten Mal um. In dieses Jahr war jedoch coronabedingt einiges anders. „Wir mussten uns an die geltenden Abstands- und Hygieneregeln halten. Dadurch war die Methodenvielfalt deutlich eingeschränkt“, so Marion Weber. In diesem Jahr hätten zudem weniger Schüler*innen teilgenommen als in den Vorjahren. Einige blieben pandemiebedingt zu Hause (Schüler*innen mit chronischen Erkrankungen oder leichten Symptomen), andere hatten den Übergang in das 13. Schuljahr nicht geschafft oder abgebrochen. Es bedurfte größerer Räume, daher beschritt die Volkshochschule einen ungewöhnlichen Weg: die Plenumsveranstaltung am vierten Tag fand in einem Theatersaal statt. Eigentlich toll, aber: „die Sitzabstände schufen leider eine unpersönliche Atmosphäre und erschwerten eine Diskussionsdynamik“, sagt Marion Weber. Dies bemängelten auch die Jugendlichen in der Auswertung – dennoch bewerteten sie die Veranstaltung in den meisten Punkten mit „gut“ oder „sehr gut“.

Außerschulische Partner ergänzen schulisches Lernen

Die vhs-Mitarbeiter*innen beobachten laut Marion Weber in jedem Jahr wieder, „dass die Schüler*innen freie und selbstständige Arbeitsweisen nicht gewohnt sind und eine engmaschige Begleitung und immer wieder neue Anstöße benötigen.“ Hier werde der Unterschied zwischen schulischem Lernen und dem Lernen in der außerschulischen politischen Jugendbildung sichtbar. Bei der nächsten Bildungswoche solle das selbstständige Arbeiten verstärkt eingeübt werden.

Der Informationsstand vieler Jugendlicher über Vorgänge in der Politik, über Europa und globale Zusammenhänge sei insgesamt recht niedrig – auch wenn es hier große Unterschiede zwischen einzelnen Teilnehmenden gebe, so Marion Weber. 

Besonders positiv fanden die jungen Menschen die außerschulischen Kursleiter*innen sowie die verschiedenen Veranstaltungsorte und Räumlichkeiten. Die Zusammenarbeit ihrer Schule mit außerschulischen Bildungsanbietern und das Lernen an anderen Orten kam bei den Jugendlichen gut an. Die Kooperation der vhs Leer und der Berufsbildenden Schulen in Leer wird daher in jedem Fall fortgesetzt.

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  • Volkshochschule Leer
  • Getty Images / Alphotographic
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