Internationaler Erfahrungsaustausch
In der Arbeit mit Geflüchteten steht oftmals die Integration in ein Aufnahmeland im Fokus der Debatte, sie stellt aber nicht immer den Schlusspunkt der Wanderungsbewegungen geflüchteter Menschen dar. Dieser kann ebenso die Rückkehr und die Reintegration in das Heimatland sowie eine erneute Migration sein. Sei es die Stabilisierung der politischen Lage vor Ort, der gescheiterte Versuch, sich zu integrieren oder aber die Sehnsucht nach Familie, Freunden und Freundinnen – es gibt verschiedenste Gründe, warum Menschen ihr neues Zuhause nach kürzerer oder längerer Zeit wieder verlassen.
Mit „Bildungsbrücken bauen – interkulturellen und psychosozialen Herausforderungen im Unterricht mit rückkehrinteressierten Geflüchteten kompetent begegnen“ hat DVV International auf Basis der Erfahrungen in der Auslandsarbeit eine Fortbildung für die Bildungsarbeit mit rückkehrinteressierten Geflüchteten an deutschen Volkshochschulen entwickelt. Sie basiert auf einem internationalen Erfahrungsaustauschs im Kontext von Flucht und Migration mit Experten und Expertinnen aus dem Netzwerk von DVV International in Jordanien, Palästina, Deutschland und der Türkei.
Neben dem Fortbildungskonzept sind vielfältige Lehr- und Lernmaterialien entstanden. Mit Methoden, Filmen und Dossiers rund um Themen wie partizipative Bildung, Story-Telling, Critical Whiteness, Umgang mit Trauma und Stress, Selbstfürsorge etc. sollen Lehrkräfte zur Reflexion und zum Perspektivwechsel angeregt werden.
Auf Grundlage des ausgearbeiteten Fortbildungskonzeptes wurden 12 Multiplikatoren und Multiplikatorinnen aus insgesamt sieben Landesverbänden der deutschen Volkshochschulen ausgebildet, welche in einer Pilotphase 30 Lehrkräfte schulten. Teil der Multiplikator*innen-Ausbildung war eine Studienreise nach Marokko mit dem Ziel die Arbeit von DVV International in der Region Nordafrika erfahrbar zu machen sowie einen Einblick in die Arbeit mit der Zielgruppe Geflüchteter zu bekommen.
Gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Zielgruppe
Zielgruppe der Fortbildung sind Lehrkräfte und Coaches, welche im Rahmen des DVV-Modellprojekts „Bildungsbrücken bauen – Weiterbildung für Rückkehrer*innen“ vierwöchige niedrigschwellige, bedarfsorientierte Weiterbildungsangebote für rückkehrinteressierte Geflüchtete an Volkshochschulen anbieten (Themen: Handwerk, EDV, Beauty, Start-Up etc.). Die Kurse sollen ihre soziale und berufliche Reintegration unterstützen, sie persönlich stärken und ihnen helfen, neue Perspektiven für sich und ihre Familien nach der Heimkehr zu entwickeln. Über die (Partner-)Strukturen von DVV International sollen die Rückkehrer*innen in Beratungs- und Weiterbildungseinrichtungen in ihren Heimatländern vermittelt werden, um ihre Weiterbildung fortzuführen und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern.
Fortbildungskonzept
In der Bildungsarbeit mit der sehr heterogenen und schutzbedürftigen Gruppe rückkehrinteressierter Geflüchteter ergeben sich verschiedene Herausforderungen für den Unterricht: Wie reagiere ich als Lehrkraft auf kulturell bedingte Missverständnisse und wie gehe ich in diesem Zusammenhang mit ungleichen Machtverhältnissen, Stereotypen und Vorurteilen um? Was bedeutet psychosozialer Stress und Traumatisierung im Hinblick auf eine unsichere Bleibeperspektive oder gar eine mögliche freiwillige Rückkehr? Und wie kann es mir als Lehrkraft trotzdem gelingen, eine sichere und wertschätzende Lernatmosphäre zu schaffen?
Die Fortbildung baut auf dem „Curriculum interculturALE (Öffnet in einem neuen Tab)" auf, welches von April 2017 bis Februar 2019 von DVV International für Lehrkräfte aus der Integrationsarbeit mit Geflüchteten entwickelt wurde.
Inhalte der Fortbildung
Die Fortbildung ist anwendungsorientiert und interaktiv gestaltet und umfasst folgende vier Module:
- Modul 1: Was bedeutet Bildung im Kontext von Migration? Lebenslagen (rückkehrinteressierter) Geflüchteter und das Potenzial von Bildung verstehen
- Modul 2: Wer bin ich und wer sind meine Kursteilnehmenden? Meine Rolle als Lehrkraft und meinen Blick auf Geflüchtete reflektieren
- Modul 3: Wie gehe ich mit psychosozialen Problemen und Stress im Unterricht um? Widerstandskraft bei sich und Kursteilnehmenden aufbauen
- Modul 4: Wie können wir gemeinsam lernen? Mit interaktiven, partizipativen Methoden den Unterricht gestalten
Das Projekt wird durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Weitere Informationen
- Lehr- und Lernmaterialien "Bildungsbrücken bauen" (Deutsch) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Toolbox mit Methoden für den Unterricht für Geflüchtete (Deutsch) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Lehr- und Lernmaterialien "Bildungsbrücken bauen" (Englisch) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Toolbox mit Methoden für den Unterricht für Geflüchtete (Englisch) (Öffnet in einem neuen Tab)
- DVV International (öffnet neues Fenster) (Öffnet in einem neuen Tab)