Teil 6: Ulrike Schmid, Geschäftsführerin der vhs Regensburger Land
Das nächste Interview führt uns nach Bayern zur Volkshochschule Regensburger Land. Hier haben wir mit der Geschäftsführerin Ulrike Schmid gesprochen.
Wie ist die aktuelle Lage im Integrationskursbereich bei Ihnen vor Ort?
Aktuell gibt es bei uns 18 laufende Integrationskurse, davon drei Online-Kurse, einen Integrationskurs für Eltern und einen Alpha-Integrationskurs. Vier werden im September starten, davon ein Kurs online, einer für Wiederholer*innen. Im Regelfall haben bei uns sechs Kurse parallel sowie vier Alpha Asyl-Kurse stattgefunden. Der Ansturm insbesondere der ukrainischen Geflüchteten 2022 hat dazu geführt, dass wir im Oktober glücklicherweise eine HPM-Stelle Integration schaffen konnten.
Wie hat sich die Auslastung der Kurse in den vergangenen Monaten verändert?
In diesem Kalenderjahr haben bereits sieben neue Integrationskurse begonnen. Die Kurse sind an die räumlichen Gegebenheiten angepasst und nahezu alle voll. Es wurden zudem verstärkt Kursräume in Außenstellen zugelassen, um auch dort Kurse starten zu können. Generell gilt: Wenn es einige wenige freie Plätze gibt, dann vorwiegend in den Kursen, die in Gemeinden mit einer schlechteren ÖPNV-Anbindung stattfinden.
Welche konkreten und unmittelbaren Maßnahmen würden zu einer Verbesserung der Situation beitragen?
Probleme sehen wir aktuell in der Personalknappheit des BAMF im Integrationsbereich sowie in der nach wie vor geringen Nutzung digitaler Verfahren. Wirklich wichtig wäre es, wenn Ansprechpartner*innen bei Rückfragen und besondere Fällen schnell eine Rückmeldung geben könnten. Das setzt aber einfach entsprechende Ressourcen voraus. Durch die verzögerte Bearbeitung von Anträgen staut sich die Arbeit bei den Trägern, es kommt zu langen Diskussionen mit Teilnehmer*innen, die auf eine Auskunft warten.
Warum sind die Integrationskurse (und ggf. Erstorientierungskurse) wichtig für Ihre Volkshochschule und welche Erfolgsgeschichten gibt es?
Die Sprache ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Die vhs als kommunale Trägerin der Erwachsenenbildung hat die Aufgabe, genau dies flächendeckend möglich zu machen. 2022 konnten wir in den 41 Gemeinden 22 niederschwellige Deutschkurse (meist Alpha Asyl oder spendenfinanziert) durchführen. Im Hinblick auf die Wahrnehmung der vhs durch die politischen Stakeholder war dies nach den Jahren der Pandemie außerordentlich wichtig für uns. Der Großraum Regensburg gehört zu den prosperierenden Regionen in Bayern, leidet aber unter einem zunehmenden Fachkräftemangel. Diesen zu lindern, braucht es Zuwanderung. Die vhs Regensburger Land trägt also durch die Integrationskurse zur positiven wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region bei.
An den Integrationskursen nehmen viele motivierte Menschen teil, die nach der erfolgreichen B1 Prüfung weiter lernen, B2 absolvieren und sich dann beruflich weiterqualifizieren. Und bisweilen auch der vhs treu bleiben: Eine ehemalige Teilnehmerin hat eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und unterstützt uns regelmäßig bei der Durchführung des DTZ als Aufsichtsperson. Eine andere Teilnehmerin ist aktuell bei uns im Praktikum und möchte beruflich im Bereich Management und Marketing Fuß fassen. Diese Beispiele ließen sich noch beliebig fortsetzen.