von Katharina Reinhold
Projektreihe seit 2015
Die jungen Auwald-Ranger sind ein Projekt der Auwaldstation und der Volkshochschule Leipzig. Als Projektträger kooperieren sie dabei mit vielen Vereinen und Naturschutzinitiativen, um Kinder für die Naturlandschaft in ihrem Lebensumfeld zu begeistern und sie für eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren. Die Kinder werden im Rahmen des Projekts angeregt, selbst aktiv zu werden, zu forschen und sich für den Natur- und Umweltschutz einzusetzen. Das Angebot startete 2015 und wird jährlich mit einer festen Gruppe von bis zu 15 Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren umgesetzt. In diesem Artikel werden exemplarisch die Angebote aus dem Jahr 2019 vorgestellt.
Kennenlernen in der Auwaldstation
Im Juni 2019 fand das erste Treffen der neuen Gruppe statt – dabei stand das spielerische Kennenlernen der anderen Teilnehmenden und der Auwaldstation im Vordergrund. Die Kinder erkundeten den Auwald rund um die Umweltbildungsstation mit ihren vielen Pflanzen und Tieren. Sie lernten dabei auch ihre feste pädagogische Betreuerin kennen, die sie über das Jahr stets begleitete.
Sommerliche Paddeltour
Auf einer Paddeltour lernten die jungen Ranger im August den südlichen Leipziger Auwald vom Wasser aus kennen. Nach einem kurzen Vortrag über den Auwald von René Sievert vom NABU Leipzig ging es mit Kanus aufs Wasser. Der Geograph Ronny Schmidt von der Geowerkstatt Leipzig stellte während der Tour die verschiedenen Gewässer vor, zum Beispiel das Elsterbecken, die Pleiße, den Waldsee Lauer und die Weiße Elster. Die Kinder erfuhren in diesem Zusammenhang, dass der Mensch die Gewässer entscheidend verändert hat und welchen Folgen das hat bzw. hatte. Auch Konflikte wegen unterschiedlicher Interessen von Freizeitnutzung und Naturschutz wurden angesprochen. Die jungen Paddler*innen konnten selbst sehen, wie viel Bootsverkehr am Wochenende auf den Flüssen, Kanälen und Seen herrscht und warum Einschränkungen nötig sind. Bei sommerlich-heißen 30 Grad konnten die Kinder während der Tour außerdem hautnah erleben, welch wichtige Funktion der Wald als Schattenspender und Klimaregulator hat.
An Flussufern und im Wald unterwegs
Im September erforschte die Gruppe das weitverzweigte Netz von Wasserläufen in Leipzig – diesmal vom Ufer aus. Sie erfuhren viel über die natürliche und die menschengemachte Entstehung der Gewässerlandschaft. Im Oktober ging es dann mit Revierförster Thomas Knorr in den südlichen Auwald. Er erklärte die vielfältigen Aufgaben eines Stadtförsters und berichtete, wie der Wald früher und heute bewirtschaftet wird. Dabei ging es auch um die Funktion und Bedeutung des Waldes als Erholungsort, Lebensraum und Rohstofflieferant. Den Nachmittag verbrachten die Kinder im Wildpark Leipzig, wo sie im Rahmen einer Rallye viele Rätsel über heimische und vom Menschen eingebürgerte Wildtiere lösten.
Der Boden als Schatz
Bei der Exkursion im November mit Ronny Schmidt stand der Waldboden im Mittelpunkt. Erstaunt zeigten sich die Kinder, dass der nur wenige Meter tiefe Boden mehrere tausend Jahre für seine Entstehung braucht. Anhand eines Bodenprofil konnten sie die unterschiedlichen Bodenschichten entdecken und am Wurzelballen einer umgestürzten Buche Bodenlebewesen unter die Lupe nehmen. Am Nachmittag beschäftigten sich die jungen Auwald-Ranger mit der wichtigen Funktion des Bodens als CO2-Speicher und der Problematik des Abbaus von Moorböden für den Torfabbau. „Aber was können wir Kinder dagegen tun?“ fragten sie. „Euren Eltern sagen, dass sie besser torffreie Blumenerde kaufen sollen!“, war die Antwort des Referenten.
Naturschutz im Auwald
Im Dezember setzte sich die Gruppe in der Auwald-Station und im Wald mit dem Thema „Naturschutz” auseinander. Der Experte Manfred Seifert berichtete über seine Arbeit mit Weißstörchen. Im Wald schauten sich die Kinder Bilder einer versteckt angebrachten Wildtierkamera an, die neugierige Rehe zeigten. Mit René Sievert vom NABU besuchten sie anschließend ein gut besuchtes Vogelfutterhäuschen und besprachen, warum und wann man Wildvögel füttern sollte. Nach einem Spiel über Vögel und ihre Fressgewohnheiten bauten die Kinder in der Auwaldstation selbst Nistkästen, die sie mit nach Hause nehmen konnten.
Christian Soyk, Volkshochschule LeipzigWir wollen die Kinder und Jugendlichen mit den Freizeitangeboten nachhaltig für den Wert der heimischen Naturlandschaft begeistern und ihren Forscherdrang wecken. Dabei erfahren sie auch, wie wichtig es ist, ressourcenschonend zu leben.
Anregung zur Reflexion und Meinungsbildung zu Umweltthemen
Durch die Gruppenaktivitäten wurden auch die sozialen Kompetenzen der Kinder gestärkt. „Wir unterstützen mit den altersgerechten Angeboten, dass die Kinder sich eine reflektierte eigene Meinung zu Umwelt- und Klimathemen bilden können“, erklärt Christian Soyk. Auch verschiedene Interessen und Sichtweisen sowie demokratische Aushandlungsprozesse spielen in den Gesprächen und Vorträgen immer wieder eine wichtige Rolle. „Damit entsprechen wir als Volkshochschule auch unserem Leitbild und dem Auftrag, bürgerschaftliche Kompetenz nachhaltig zu fördern“, so Christian Soyk.
Die Ausflüge in die Natur werden stets mit vielen spielerischen Ansätzen, inhaltlichen Inputs und Forscheraufgaben verbunden. Die Einbindung von Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen ermöglichte den jungen Teilnehmenden Einblicke in vielfältige, miteinander zusammenhängende umweltpolitische Themen.
Christian Soyk, Volkshochschule LeipzigDie Prinzipien der Bildung für Nachhaltige Entwicklung sind bei der Projektumsetzung zentral. Wo es möglich ist, regen die Dozent*innen die Kinder dazu an, den Einfluss des eigenen Handelns zu reflektieren, und verdeutlichen gleichzeitig globale Zusammenhänge.
Positive Auswirkungen und Multiplikator*innen-Effekte
„Es lässt sich resümieren, dass die Teilnehmenden für Themen besonders aufgeschlossen sind, wenn sie an den gelebten Erfahrungen der Fachleute teilhaben können. Wichtig waren auch praktische Tätigkeiten, bei denen die Kinder selbst aktiv werden konnten. Durch die Spiele wurden Inhalte vertieft und das Gruppengefühl gestärkt. Eine durchgängige feste pädagogische Begleitperson ist außerdem eine wichtige Konstante im Projekt“, resümiert Soyk.
Eine Feedbackrunde mit den Kindern zeigte, dass sie viel über den Auwald sowie über ökologische und umweltpolitische Zusammenhänge gelernt hatten. Die Paddeltour und der Nistkastenbau machten ihnen besonders viel Spaß. „Viele Eltern und Kinder sagten, dass sie sich gerne weiter an Aktivitäten der beteiligten Vereine und Institutionen beteiligen möchten“, berichtet Christian Soyk.
Auch für die beteiligten Projektpartner und Vereine birgt das Konzept viele positive Effekte: Sie vernetzen sich stärker miteinander, erhalten Aufmerksamkeit für ihre Arbeit und Themen und wecken das Interesse bei Kindern und Eltern, sich längerfristig zu engagieren. Die Kinder wirken so als Multiplikator*innen und sensibilisieren auch ihre Familien und Freunde für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen.