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Deutscher Volkshochschul-Verband

„Wie alle anderen“ – schleswig-holsteinische Grundbildung in Italien

Mit Erasmus+ machen erstmals Teilnehmende aus Grundbildungskursen der Volkshochschulen Bildungsreisen ins europäische Ausland

Die Reisegruppe: Der Start in Mailand macht Lust auf mehr!

Sie besuchen Kurse wie „Lesen und Schreiben – Level 2“ in Norderstedt, Oldenburg in Holstein oder Rendsburg und die meisten von ihnen haben Schleswig-Holstein bislang nur selten verlassen, schon gar nicht für eine Auslandsreise. Gisela, Lasse, Nicole, Uwe und die anderen lernen an den Volkshochschulen als Erwachsene, was für die meisten selbstverständlich ist: Grundbildung – lesen, schreiben, rechnen oder den Umgang mit Computern. Ende September waren acht Teilnehmende aus Grundbildungsangeboten der schleswig-holsteinischen Volkshochschulen für eine Woche in Italien und besuchten Kurse an der Universität Florenz. Das europäische Programm Erasmus+ ist den meisten vermutlich bekannt als Stipendienprogramm für Studiensemester im Ausland oder Auslandspraktika für Auszubildende. Länger schon ist das Programm offen für Personal in der Erwachsenenbildung und über den Landesverband in Schleswig-Holstein zugänglich. Erstmalig kann es 2023 von Grundbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmern genutzt werden.

„Das ist eine großartige Chance“, bestätigt Julia Francke, Erasmus+ Koordinatorin beim Landesverband der Volkshochschulen. „Die ersten Berichte, die wir von diesen Reisen bekommen haben, zeigen deutlich, dass diese Erfahrung nicht nur für einen großen Motivationsschub sorgt, sondern auch einen Kompetenzgewinn bei den Teilnehmenden erreicht, der unsere Erwartungen übersteigt.“ Wer nur mit Schwierigkeiten lesen und schreiben kann und daher unbekannte Situationen meidet, übt sich mit der Reise genau in der Bewältigung solcher Situationen. Die Teilnehmenden der Florenzreise waren dabei sehr erfolgreich. Ohne die Förderung wäre diese Reise für keinen der Teilnehmenden möglich gewesen.

Auszug aus dem Tagebuch einer Teilnehmerin

Viel Schriftdeutsch, ein wenig Italienisch und professionelle Küche

Auch für die Lehrkräfte der florentinischen Universität war es etwas Besonderes, einmal unter anderen Voraussetzungen und mit anderem Tempo zu unterrichten. Beide Lehrerinnen sagen, diese Erfahrung sei „menschlich und pädagogisch“ eine Bereicherung. Hier begegneten sich zwei sehr unterschiedliche Gruppen, die sich sonst nie getroffen hätten.

An der Uni wurde anhand der Reiseerlebnisse an die Kurse in Deutschland angeknüpft, Aktivitäten vorbereitet und Tagebucheinträge verfasst. Hinzu kamen Grundlagen in Italienisch – für viele der erste Kontakt zu einer Fremdsprache. Diese Kenntnisse konnten an den Nachmittagen eingesetzt werden, die mit Aktivitäten der Gruppe gefüllt waren: Kennenlernen der Stadt, ein Besuch im historischen Museum und ein Kurs ‚Italienisch Kochen‘ in der Casa del Popolo, einem Volkshaus, wo kulturelle Veranstaltungen und auch Kurse für Erwachsene stattfinden. Das Ergebnis war ein Menü mit 5 Gängen.

„Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren unglaublich aufnahmebereit während der ganzen Woche – alles war neu und wurde mit allen Sinnen aufgesogen. Alle haben so viel mitgenommen“, freut sich Donatella Capriz, Leiterin der Regionalstelle Alphabetisierung in Ostholstein, die die Reise begleitete. „Eine meiner Teilnehmerinnen hat eine lange Liste geschrieben, was sie und die anderen zum ersten Mal gemacht haben – sie waren so zum ersten Mal in einem Museum, in einem Restaurant, sind Taxi gefahren und vieles mehr, was für andere selbstverständlich ist.“ Ihre Rendsburger Kollegin Cornelia Bade fasst es so zusammen: „Es sind so viele Kleinigkeiten, die uns zeigen, dass alle in der Gruppe hier Teilhabe erfahren haben.“ Die Organisatorinnen sind sich einig, dass es ein großer Erfolg ist, etwas für die Teilnehmenden so Einzigartiges gemacht zu haben: „Das ist mehr als nur ein Blick über den Tellerrand – das wird sie ihr Leben lang begleiten.“ Ein Text, den Teilnehmer Markus abschließend geschrieben hat, bestätigt dies: „Die Reise war das Beste, was ich in meinem Leben erlebt habe!“

Fotoalbum – Impressionen einer besonderen Reise

Hintergrund: Eine Stelle, die die Fäden in der Hand hat

Der Landesverband der Volkshochschulen koordiniert das Projekt von fünf regionalen Informations- und Beratungsstellen an den Volkshochschulen Norderstedt, Oldenburg/Holstein, Rendsburg, Husum und Meldorf, die Beratung, Unterstützung und Unterricht anbieten. Drei der Standorte waren an der Reise beteiligt. Das Netzwerk wird gefördert aus dem Landesprogramm Arbeit 2021–2027, dem Arbeitsmarktprogramm des Landes Schleswig-Holstein. Dieses wird zudem mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert.

Zugleich ist der vhs-Landesverband Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Verband in Mecklenburg-Vorpommern als Konsortialpartner akkreditiert für das Programm Erasmus+, mit dem vhs-Mitarbeitende – und auch Teilnehmende in Grundbildungsangeboten – aus beiden Bundesländern geförderte Fortbildungsreisen in europäische Nachbarländer antreten können. Dieses Programm ist finanziert durch die Europäische Union.


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  • Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V.
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  • Deutscher Volkshochschul-Verband e. V.