„Was wir haben, ist jede Menge Fläche“, sagt Kerstin Hansche von der Kreisvolkshochschule Uckermark über ihre Gegend. Und in der Umgebung von Prenzlau, bekannt als Brandenburgs Kornkammer, haben sie überdies relativ fruchtbare Böden: Hier wird sogar Weizen geerntet, während Brandenburg sonst ein Roggenanbaugebiet ist.
Das sind an sich gute Bedingungen für die Landwirtschaft, den Erwerbszweig, der mit rund 540 Betrieben die Uckermark bis heute prägt. Damit die günstigen Voraussetzungen genutzt werden können, wird allerdings Personal gebraucht, das sich mit der Agrarwirtschaft auskennt. In der dünn besiedelten Gegend ist jede landwirtschaftliche Fachkraft unendlich wertvoll. Kerstin Hansche und ihre Kolleginnen in der Regionalstelle Bildung im Agrarbereich an der Kreisvolkshochschule sorgen dafür, dass Landwirt*innen für die Uckermark nachwachsen.
Die Ausbildung von Landwirt*innen hat in der Region Tradition. Zu DDR-Zeiten gab es im Kreis Prenzlau eine Landwirtschaftsschule. Nach der Wende wurde sie erst einmal geschlossen. Zum Glück hätten „rührige Leute“ für die „Wiedergeburt“ der Schule gesorgt, erinnert sich Hansche: Mit der Gründung des Landkreises Uckermark und seiner Volkshochschule entstand auch die dazugehörige Regionalstelle Bildung im Agrarbereich. Kerstin Hansche, studierte Landwirtin, ist seit mittlerweile dreizehn Jahren dabei.
Zweijähriger Lehrgang bereitet auf Prüfungen vor
Unter Hansches Leitung bietet die Regionalstelle Interessent*innen Kurse für verschiedenste Tätigkeiten, die in der Landwirtschaft anfallen, von der „Ersten Hilfe am Pferd“ bis zur Fortbildung für den Gebrauch von Motorsägen. Kern des Angebots sind zweijährige Lehrgänge, die auf die Facharbeiter-Prüfung zum Landwirt und auf die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister vorbereiten. In diesen Lehrgängen bildet die Regionalstelle derzeit siebzehn Personen aus. Darunter sind sowohl künftige Fachkräfte für Großbetriebe, die aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR hervorgegangenen sind, als auch junge Leute, die „Opas Hof“ übernehmen wollen. Viele, die kommen, haben familiäre Wurzeln in der Landwirtschaft, andere sind Quereinsteiger*innen.
Mit bestandener Prüfung können die Absolvent*innen als Junglandwirt*innen staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Darauf sind viele angewiesen. Das gründliche Wissen, das in den Lehrgängen der Regionalstellen vermittelt wird, ist aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises unentbehrlich. Kerstin Hansche gibt ein Beispiel dafür: Das Spektrum der in der Uckermark angebauten Nutzpflanzen sei in den letzten Jahren enger geworden. So sei der Kartoffel- und der Rübenanbau stark zurückgegangen. Um mittelfristig die Gefahr von Monokulturen zu vermeiden, brauche es Landwirt*innen mit Sachkenntnis.
Nachhaltigkeit ist im Programm
Die Landwirt*innen in der Uckermark haben es nicht leicht. Zum Beispiel haben viele Schweinehalter*innen in den letzten Jahren aufgegeben, und die Milchproduzent*innen standen zeitweise stark unter Druck. In der Stadt herrsche oft Unverständnis für wirtschaftliche Zwänge, denen Landwirt*innen unterlägen, kritisiert Hansche. Dabei tun sie und ihre Kolleginnen alles, um den werdenden landwirtschaftlichen Fachkräften einen Sinn für zeitgemäße Innovationen zu vermitteln. Die Regionalstelle Agrarbildung bietet jedes Semester mindestens einen Kurs zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft an, meist mit Dozent*innen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Auch damit hat sich die Volkshochschule Uckermark das BNE-Zertifikat verdient, mit dem sie 2023 als erste vhs in Brandenburg ausgezeichnet wurde.
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