Als die vhs Worms im April 2024 ihren Raum für technikbasierte Kreativität eröffnete, waren viele neue Gesichter zu sehen: „Leute, die sonst eher selten kommen und bisher auch gar nicht wirklich wussten, was Volkshochschulen bieten“, sagt vhs-Leiterin Agnes Denschlag, „viele Männer, auch ältere, Leute aus Ingenieurs- und anderen Technik-Berufen“. Der neue Makerspace und ein lokaler Sponsor, der das Projekt unterstützte und bewarb, hatten die technologie-, bis dahin aber nicht unbedingt vhs-affinen Personen angelockt. An diesem Tag war die vhs nicht nur für alle da, sondern es waren auch alle in der vhs. Gemeinsam war den Gästen das Interesse an einem neuen Raum in der beschaulichen Stadt, in dem jede*r Geräte nutzen kann, die niemand zu Hause hat. Sie stehen bereit, damit die Wormser*innen ihren ganz individuellen Projekten nachgehen können, vom Bau eines Insektenhotels bis zur Softwareentwicklung. Projekte im Makerspace müssen gar nicht unbedingt einen für andere erkennbaren Nutzen haben, erklärt die zuständige Fachbereichsleiterin Sarah Mühleck: Es gilt, nach persönlichem Gusto auszuprobieren, zu tüfteln und dabei nicht nur mit traditionellen Verfahren an einer herkömmlichen Werkbank, sondern auch mit digitalen Technologien vertraut zu werden.
Großer EDV-Raum oder Platz für Neues?
„Makerspace U.10“ klingt futuristisch, aber mit „U.10“ war erst einmal nur ein Raum in Tiefparterre gemeint. In dem Gebäude, in das die vhs im Herbst 2023 einzog, einem ehemaligen Krankenhaus, sollte jeder Quadratmeter für zeitgemäße Bildung genutzt werden. vhs-Leiterin Denschlag und ihr Team überlegten, was mit dem wertvollen Platz auf der untersten Ebene geschehen sollte. Nach alter Gewohnheit einen großen EDV-Raum einrichten? Oder Neues ausprobieren? Die Entscheidung fiel für einen etwas kompakteren EDV-Raum und den Makerspace gleich daneben.
Eine Anschubfinanzierung für das Vorhaben leistete das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz im Rahmen des Projekts -„Bürgernahe Medienkompetenz – DigiNetz der Weiterbildung“. Ausgestattet wurde der Kreativraum mit Tischen und Bänken aus der alten Werkstatt der vhs, mit Spenden des technikbegeisterten privaten Sponsors, unter anderem einer CNC-Fräse, und mit gebrauchten Geräten von weiteren Spender*innen.
Das Revitalisieren gebrauchter Geräte gehört zum festen Angebot im Makerspace: Ihnen kann durch das Aufspielen alternativer, freier Firmware wie OpenWRT, LineageOS und CyanogenMod ein zweites Leben geschenkt werden. Überhaupt ist Recycling ein großes Thema im Makerspace: Hier können auch Druckreste oder nicht gelungene 3D-Drucke wieder zu Filamenten verarbeitet werden. Für all die Möglichkeiten, die der Kreativraum bietet, wird in einem eigenen virtuellen Raum, der Makerspace-Cloud, geworben.
Impulse für eine künftige Community
Agnes Denschlag wünscht sich, dass der Makerspace zum Mittelpunkt einer neuen, technologiefreundlichen Wissenscommunity von Wormser Bürger*innen wird. Ein solcher Raum sei aber kein Selbstläufer, wie Erfahrungen aus den etwa 350 Räumen dieser Art bundesweit zeigen würden: „Damit so eine Gemeinschaft entsteht, müssen wir Impulse geben.“ Darum startet am 4. September in U.10 die „Offene Sprechstunde Digitalisierung und Werkstattzeit“, zu der die vhs auch über die Sozialmedien einlädt.
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