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Deutscher Volkshochschul-Verband

Eine Bildungsfahrt zum Thema „Antisemitismus im Fußball“

Im Rahmen einer Fahrt nach München setzten sich Jugendliche aus Löhne mit Antisemitismus auseinander – sowohl aus historischer Perspektive als auch mit Bezug auf die Welt des Fußballs heutzutage.

Antisemitismus und Fußball – wie hängt das zusammen? Das war die Ausgangsfrage eines Projekts der vhs Löhne. Die Maßnahme zielte darauf ab, junge Menschen dazu anzuregen, sich mit offenem bzw. latentem Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft im Allgemeinen sowie im Fußball im Besonderen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise sollten die Jugendlichen zu eigenverantwortlichem, demokratischem Handeln befähigt werden und erfahren, wie sie sich selbst aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren können. Zielgruppe des Projekts waren Jugendliche aus Löhne, die über ihre jeweiligen Schulen zu einer Teilnahme an der Bildungsfahrt nach München eingeladen wurden. Bei einem Vortreffen konnten alle 22 Teilnehmenden gleichberechtigt ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen.

Die Volkshochschule arbeitete bei der Planung und Umsetzung der Maßnahme eng mit der Kinder- und Jugendarbeit Löhne (KJL) zusammen. „Ohne die Kooperation mit den Kollegen, die die Fahrt auch begleitet haben, wäre das Projekt nicht zustande gekommen“, erzählt Maria Beine-Diekmeyer, die das Projekt vonseiten der vhs betreute. „Wir sind sehr froh, dass wir gemeinsam mit Jürgen Schwartz von der Jugendkunstschule Löhne, Christian Redeker vom Jugendzentrum RiFF und Dirk Markgraf vom Stadtteilzentrum RAPS für die Jugendlichen ein vielseitiges Programm in München auf die Beine stellen konnten.“

Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau und des Jüdischen Museums in München

Während ihres Aufenthalts in der bayerischen Landeshauptstadt Anfang Oktober 2022 besuchten die jungen Menschen zunächst die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers (KZ) in Dachau. Dort setzten sie sich mit der deutschen Geschichte und der massenhaften Tötung von Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit auseinander. Der Leidensweg der Inhaftierten wurde am Beispiel Kurt Landauers, des ehemaligen jüdischen Präsidenten des FC Bayern München, nachgezeichnet. Kurt Landauer stand bis März 1933 an der Spitze des Fußballvereins und wurde nach der Reichspogromnacht für rund einen Monat im KZ Dachau interniert.

Die Jugendlichen zeigten sich im Rahmen der Führung durch die Gedenkstätte tief betroffen angesichts der Brutalität und der menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Gefangenen zu leiden hatten. Sie dokumentierten ihre Beobachtungen mithilfe von Tablets und machten zahlreiche Fotos. So entstanden individuelle Eindrücke, die bei einem Nachtreffen ausgewertet und besprochen wurden. Ziel war es, diese Arbeiten anschließend in der Galerie der Werretalhalle im Rahmen einer Ausstellung zu veröffentlichen.

Am Nachmittag stand dann noch ein Besuch des Jüdischen Museums in der Münchener Innenstadt auf dem Programm. Während eines geführten Rundgangs erfuhren die Jugendlichen nicht nur etwas über die historische Dimension, sondern sie hatten auch die Gelegenheit, sich mit dem aktuellen Leben der jüdischen Gemeinschaft in München auseinanderzusetzen.

Antisemitismus in der Welt des Fußballs

Dass Hass gegen Juden und Jüdinnen bei Weitem nicht der Vergangenheit angehört, wurde deutlich, als die jungen Teilnehmer*innen sich gezielt mit Antisemitismus im Fußball der Gegenwart beschäftigten. Bei einem Treffen auf dem Trainingsgelände des FC Bayern München an der Säbener Straße erfuhren die Jugendlichen von einem Mitarbeiter des Fanprojekts München, welche Bedeutung das Vermächtnis Kurt Landauers bis heute für den Verein hat. Dort gibt es auch ein Bronzedenkmal für den ehemaligen Präsidenten.

Das Fanprojekt München hat sich zum Ziel gesetzt, eine positiven Fankultur zu fördern und sich sowohl gegen Rassismus als auch gegen Rechtsradikalismus einzusetzen. Auch auf die Aktivitäten des Vereins „Kurt Landauer Stiftung e.V.“, der sich unter anderem in der Jugendarbeit und Erinnerungskultur engagiert, wurde während des Treffens eingegangen.

„Wir haben beobachtet, dass die Teilnehmenden mit viel Empathie und Interesse dabei waren“, so Maria Beine-Diekmeyer. „Was es heißt, Verständnis füreinander aufzubringen und im Denken wie im Handeln tolerant und respektvoll zu sein, haben die Jugendlichen während der Bildungsfahrt auf vielfältige Weise erfahren und auch selbst gelebt. Wir haben von den Teilnehmenden im Anschluss auch viele positive Rückmeldungen erhalten, was uns darin bestärkt, eine ähnliche Bildungsfahrt in Zukunft vielleicht nochmal umzusetzen.“

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Jugendkunstschule Löhne
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