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Deutscher Volkshochschul-Verband

Ein Schiff namens Europa

Die vhs Minden lädt Jugendliche und Expert*innen zur Fahrt über die Weser ein.

Um Bewegung geht es. Um das Gemeinsam-in-einem-Boot-Sitzen. Es geht um Europa und darum, wie Jugendliche darüber denken. Ein etwas anderes Projekt der vhs Minden. 

von Sabine Giehle, Januar 2020

Alle in einem Boot?

„Mit dem Schiff unterwegs sein, das steht für Europa“, findet Marco Düsterwald, Leiter der Volkshochschule Minden / Bad Oeynhausen. „Ein Schiff steht für so vieles: Wir gehören alle zusammen, egal wo wir geboren sind. Es erinnert uns an die Flüchtlinge, die mit dem Boot nach Europa kommen, an Großbritannien, das das Schiff verlassen will. Und es zeigt uns: Man muss miteinander klarkommen.“

Und so war das Passagierschiff MS Europa der richtige Ort, um über folgende Frage zu diskutieren: „Europa 2019: Alle in einem Boot?“. Rund 100 Schüler*innen der Oberstufe des Mindener Herder-Gymnasiums folgten der Einladung der vhs Minden zum Gespräch. Bei der Fahrt über die Weser trafen sie sich mit Expert*innen aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft.

Im Gespräch mit Fachleuten

Zu Europa gibt es viel zu sagen – gerade angesichts von Brexit, Flüchtlingsdramen, Umweltproblemen und aufflammendem Rechtspopulismus. Auf der MS Europa sollte gesprochen und zugehört werden. Es sollte für europäische Themen sensibilisiert und gezeigt werden, dass Europa kein Platz für einfache Antworten ist. „Wir wollten Raum haben, um auf der einen Seite die Komplexität Europas darstellen zu können. Auf der anderen Seite sollte aber deutlich werden, dass man auch selbst etwas tun kann“, erläutert Marco Düsterwald das ungewöhnliche Projekt.

So gab es auf der MS Europa acht Thementische zu verschiedenen europäischen Fragen. Hier kamen die Jugendliche mit Fachleuten wie dem Europaabgeordneten Achim Post, Silke Mayer von der Umweltschutzorganisation WWF, dem ehemaligen Chefredakteur des Mindener Tageblatts Christoph Pepper oder Thomas Lange vom Verein Gedenkstätte Porta-Westfalica ins Gespräch.

Jugendliche als Coaches

Moderiert wurden die Tischgespräche von Jugendlichen. Sie hatten sich in einem speziellen Workshop auf die Diskussionsrunden und ihre Rolle als Coaches intensiv vorbereitet. Ihre Aufgabe war es, die jeweiligen Expert*innen vorzustellen. Zudem eröffneten sie das Gespräch, moderierten, fragten nach und fassten die Ergebnisse der Runde zusammen.

„Die Coaches waren sehr wichtig. Ohne sie hätten wir die Veranstaltung so nicht umsetzen können. Wir wollten vermeiden, dass wir redende Fachleute und zuhörende Jugendliche haben. Die Coaches haben erreicht, dass es wirklich ein Gespräch gab“, erklärt Düsterwald.

„Für uns ist wichtig, dass es diesen Austausch zwischen den verschiedenen Welten gegeben hat: zwischen Politikern, Unternehmern, Fachleuten auf der einen Seite und den Jugendlichen auf der anderen Seite.“

Marco Düsterwald, Leiter der Volkshochschule Minden / Bad Oeynhausen

Austausch zwischen den Welten

So kamen sie beim gemeinsamen Nachdenken über Europa zusammen, die Schüler*innen und die Expert*innen. „Für uns ist wichtig, dass es diesen Austausch zwischen den verschiedenen Welten gegeben hat: zwischen Politikern, Unternehmern, Fachleuten auf der einen Seite und den Jugendlichen auf der anderen Seite“, betont Düsterwald. „Unser Ziel, Jugendliche für europäische Themen zu sensibilisieren und Gespräche in Gang zu bringen, haben wir erreicht. Es wurde auf jeden Fall hochkonzentriert und intensiv gearbeitet.“

Wünsche an Europa

Zwei Runden absolvierten die Expert*innen und Coaches, sprachen an wechselnden Tischen mit den Teenagern. Die Jugendlichen erklärten, wie sie sich Europa künftig vorstellen. Zum Beispiel, dass sich die Länder Europas stärker beim Umweltschutz und in der Flüchtlingspolitik engagieren und mehr Verantwortung übernehmen sollten. Einige wünschten sich auch, mehr über Europa und seine Erfolge zu hören. Denn bislang, so monierten sie, würden die positiven Effekten der gemeinsamen EU-Politik vor Ort zu wenig wahrgenommen werden.

„Übrig bleibt vielleicht die Erkenntnis, dass auch die Experten und Expertinnen einmal Jugendliche waren und Engagement sich lohnen kann. Ich finde es sehr gut, was daraus entstanden ist“, resümiert Marco Düsterwald. So entstehe aus der Diskussion vielleicht auch politisches Engagement. „Aber was daraus in Zukunft wird, wissen wir natürlich nicht.“ 

Beim Diskutieren und Wünschen soll es jedenfalls nicht bleiben. In einigen Monaten werden die jungen Leute bei den Expert*innen nachfragen: Hat sich was getan?

Europa im Bild

Sichtbar gemacht hat die Ergebnisse, gleich während der Diskussion, live und in Farbe die Illustratorin Paula Horstmann in einem Graphic Recording. Auf dem Poster ist das Schiff Europa umgeben von Fragen und Herausforderungen. Und trotzdem weht die kleine blaue Flagge mit den gelben Sternen fröhlich im Wind. Und am Ende fehlt das Fragezeichen hinter dem Veranstaltungsmotto: Auf diesem Schiff namens Europa waren an diesem Nachmittag vielleicht doch alle in einem Boot.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Deutscher Volkshochschul-Verband e. V. / Kerstin Rickert
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