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Deutscher Volkshochschul-Verband

Praxisbeispiel Stellenabbau: Mut machen und weiterqualifizieren

Köln und seine vhs in Zeiten des Stellenabbaus bei Ford

Die beiden Spitzen des Kölner Doms vor blauem Himmel

Schier unendlich zieht sich das Werksgelände durch den Kölner Nordwesten. Ford ist eine Welt, bestehend nicht nur aus Produktionsstätten und Gebäuden für Management und Verwaltung, sondern auch aus großzügigen Sportanlagen. Der Ford-Judo Klub gilt als besonders familienfreundlich, hier trainieren Jugendliche aus der ganzen Stadt. Und im Stadtteil Niehl ist Ford überall. Die Besucherin einer beliebigen Eckkneipe in diesem Kölner „Veedel“ kann sicher sein, dass unter den Menschen am Nebentisch jemand bei dem Autoriesen arbeitet.

Niehl war einmal ein Fischerdorf, an dessen nördlichem Rand sich Anfang des 20. Jahrhunderts Großbetriebe ansiedelten. 1931 kam der Ford, damals Inbegriff der Dominanz des Fließbands über den Menschen, aber eben auch auf viele Jahrzehnte einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Rheinmetropole.

Nach Betriebsratsangaben hatte Ford Ende November 2024 in Köln-Niehl und im nördlich angrenzenden Köln-Merkenich etwa 11.500 Stellen. Dass künftig jede vierte davon wegfallen könnte, erschüttert nicht nur die Belegschaft, sondern erfüllt auch die Kommunalpolitiker*innen mit großer Sorge. Sechs Stadtratsfraktionen sowie Einzelmandatsträger*innen hatten bereits im Februar 2023 mit Blick auf ungünstige Entwicklungen bei Ford gefordert, für betroffene Arbeitnehmer*innen „ein attraktives Angebot zu schaffen, sodass Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten genutzt werden können“. Nun, da sich die Befürchtungen von damals bestätigen, steht diese Herausforderung ins Haus, bei der Stadt wie auch bei der Arbeitsverwaltung.

Die Menschen wollen gut vorbereitet sein für eine Arbeitswelt, die immer mehr Flexibilität verlangt und neue Anforderungen stellt.

Dr. Marie Batzel, Leiterin der vhs Köln

Beruflich neu orientieren: Die vhs hilft

Die Entwicklung auf dem Kölner Arbeitsmarkt führt dazu, dass sich viele Menschen in Köln und der Region beruflich neu orientieren oder ihre Kompetenzen erweitern müssen. Die Volkshochschule Köln (vhs) ist dabei eine zentrale Anlaufstelle. Dr. Marie Batzel, Leiterin der vhs Köln, sieht die Volkshochschule nicht nur deshalb als wichtige Partnerin für Unternehmen und Beschäftigte: „Die Menschen wollen gut vorbereitet sein für eine Arbeitswelt, die immer mehr Flexibilität verlangt und neue Anforderungen stellt. Darauf reagieren wir mit Kursen, die gefragte Fähigkeiten vermitteln und damit die beruflichen Perspektiven verbessern.“ 

Ein mehrköpfiges Team der beruflichen Weiterbildung stellt dazu ein flexibles Kursprogramm zusammen, das Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen aus der vielfältigen und wachsenden Kölner Stadtgesellschaft, aber auch über die Stadtgrenzen hinweg, Türen in die berufliche Zukunft öffnet. Der Fachbereich sieht bei seinen Teilnehmenden ein großes Interesse, den eigenen beruflichen Standort zu finden, die eigenen Kompetenzen zu kennen und sie zu verbessern. Die Menschen, die zur beruflichen Weiterbildung in die vhs kommen, haben sehr unterschiedliche berufliche Hintergründe und stammen aus allen Altersgruppen: von Berufseinsteiger*innen über Berufsrückkehrer*innen, Menschen in der Umorientierung bis hin zu Senior*innen. Oft sind es auch Menschen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten vor einer noch kaum absehbaren beruflichen Zukunft stehen und sich darauf vorbereiten wollen. Sie sehen in der Teilnahme an Veranstaltungen der vhs eine Möglichkeit, ihr berufliches Profil zu erweitern oder zu schärfen und sich nicht zuletzt in der Stadt zu vernetzen.

Weiterbildungsangebote von Soft Skills bis KI

Dementsprechend verzeichnet die vhs Köln in allen Bereichen der beruflichen Weiterbildung eine konstant hohe Nachfrage. Dies gilt unter anderem für den Bereich der Soft Skills, in dem Kommunikations- und Rhetoriktrainings angeboten werden, aber auch die Vermittlung neuer Methoden des kreativen Denkens und Arbeitens wie Scrum oder Design Thinking. Die Angebote zur Erweiterung der digitalen Kompetenzen sind ebenfalls sehr gefragt. Veranstaltungen zum Thema Künstliche Intelligenz sind innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.  Die Teilnehmenden wissen, dass der kreative Umgang mit KI-Anwendungen in Betrieben mehr und mehr gefordert wird und dass sie mit den Lernangeboten an der vhs ihre Chancen auf gute Jobs verbessern können. Auch Existenzgründer*innen profitieren von den vhs-Angeboten zur KI: Sie lernen zum Beispiel, ihr Unternehmen professionell in den Sozialen Medien zu platzieren und ihre Leistungen oder Produkte zu vermarkten.

Und natürlich darf auch die Kompetenzerweiterung in der klassischen EDV, von „Erste- Schritte-Kursen“ bis hin zum Erlernen von Programmiersprachen, nicht fehlen . Gerade im Hinblick auf die die persönliche berufliche Entwicklung ist es oft notwendig, das gewohnte berufliche Umfeld zu verlassen und sich völlig neu zu orientieren. Dies ist in vielen Berufen ohne fundierte EDV-Kenntnisse nur schwer möglich. Ähnliches gilt auf einer anderen Ebene für das Programmieren oder Coding. Im Zeitalter der Automatisierung von Prozessen werden in vielen Branchen bereits grundlegende Kenntnisse in der Programmierung erwartet.
Die vhs Köln ist mit ihrem breit gefächerten Kursportfolio weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt. Insbesondere der Bildungsurlaub – ein gesetzlich verankerter Freistellungsanspruch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Zweck der Weiterbildung – wird von vielen Menschen auch aus anderen Bundesländern in Anspruch genommen. Dies ist ein deutliches Zeichen für die Stärkung der innerbetrieblichen Weiterbildung. Dass viele Interessierte, gefördert durch Ihre Arbeitgeber*innen, Weiterbildungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, zeigt die große Bedeutung der beruflichen Weiterbildung. Es unterstreicht zugleich, wie wichtig lebenslanges Lernen in der heutigen Arbeitswelt ist.

Auch Firmen gehören zur Kundschaft

Nicht nur Privatpersonen besuchen die VHS-Kurse der Beruflichen Bildung in Köln: Die Volkshochschule hat auch über einen festen Stamm von Firmen, die für ihre Mitarbeitenden Fortbildungen buchen oder maßgeschneiderte Angebote in Auftrag geben. Zuletzt war eine spezielle Fortbildung für Microsoft Office-Anwendungen gefragt, mit der ein Kölner Unternehmen seine Mitarbeitenden im sicheren und effizienten Umgang am PC-Arbeitsplatz schult.

In welchem Umfang und auf welch hohem Niveau die Volkshochschule in der beruflichen Weiterbildung aktiv ist, wissen allerdings noch zu wenige. Gelegentlich erlebt das Team Berufliche Bildung Erstaunen bei den Teilnehmenden über die Aktualität des Angebots und die gute technische Ausstattung. Und immer wieder äußern Kund*innen ihre Verwunderung über die demokratischen Preise. Die sind für die Mitarbeitenden nun aber gerade ein Grund, warum sie für die Volkshochschule tätig sind: Sie möchten Weiterbildung für alle ermöglichen.



Über die Storytelling-Kampagne

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