Jena, die Thüringer Boomtown der Optik und Photonik, produziert immer noch perfekte Mikroskope und seit Längerem auch Software. Nach der Wende haben die alteingesessenen Unternehmen, die Jena weltweit bekannt gemacht haben, geschickt Nischen besetzt. Sie haben sich früh auf den Weg in die Digitalwirtschaft begeben und sind auch darin jetzt weit vorne. Der Standort Jena profitiert von der engen Kooperation zwischen Unternehmen und Wissenschaft: Unter anderem sind drei Max-Planck-Institute und ein Leibniz-Institut hier ansässig. Die vielen Forschungseinrichtungen in der Stadt sorgen für den direkten Transfer von Wissen in Know-How.
„Jena ist ein regelrechter Inkubator für neue Unternehmen“, sagt Christian Ziege, stellvertretender Leiter der Volkshochschule. Er hat die wirtschaftliche Entwicklung in seiner Stadt genau beobachtet – von der Aufteilung des großen Optik-Kombinats vor mehr als dreißig Jahren bis heute. Und er weiß: Er und seine Kolleg*innen konnten und können immer flexibel und gerade notwendige Weiterbildungsangebote einbringen. Das macht die Frauen und Männer in dem alten Backsteinhaus in der Grietgasse stolz - aber es stellt sie auch vor Herausforderungen.
Seit Jahren bietet die Volkshochschule Jena maßgeschneiderte Schulungen für Unternehmen an. Um dieses Angebot bekannt zu machen, nutzt vhs-Leiterin Dr. Angela Anding jede Gelegenheit für Gespräche mit Vertreter*innen der Jenaer Wirtschaft. Mindestens ebenso wichtig, so Angela Anding, sei aber die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Firmenkund*innen.
Auf Anfragen von Unternehmen reagiert die vhs schnell und flexibel. vhs-Dozent*innen unterrichten zum Beispiel mit transportablen Laptops auf dem Beutenberg-Campus, in Zusammenarbeit mit dem gleichnamigen Verein. Besonders gefragt sind bei den Firmen IT-Schulungen, Fotografie, Design, aber auch Soft Skills und Sprachen: Deutsch für neue Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund, Englisch für langjährige Beschäftigte. Wird eine Firmenschulung zu einem Thema gewünscht, für das noch kein fertiges Konzept vorliegt, schreiben Christian Ziege und seine Kolleg*innen eines.
Bei manchen Anfragen zu Spezialschulungen im hoch dynamischen digitalen Bereich muss Christian Ziege sich allerdings manchmal erst selbst informieren. Dabei hilft ihm sein Netzwerk von Dozent*innen, die auch mal einen Tipp für ihn haben, wenn es um noch weitgehend unbekannte digitale Tools geht.
Top-Qualität mit langjährigen Dozent*innen
Dozent*innen sind der wertvollste Fundus der Jenaer Volkshochschule. Sie übernehmen die meist gut bezahlten Honoraraufträge in den Firmenschulungen der vhs, bleiben dafür der Institution treu und unterrichten gerne auch im offenen Programm. Neue Lehrkräfte findet Christian Ziege oft über Empfehlungen seiner Dozent*innen, aber auch über die Sozialen Medien, die er intensiv nutzt.
Für die Volkshochschule ist es nicht immer leicht, sich am Markt der Weiterbildungsanbietenden in Jena durchzusetzen: Die vhs achtet streng auf Qualität, und dadurch haben ihre Angebote ihren Preis. Letztlich zahlt sich die Arbeit, die Christian Ziege und seine Kolleg*innen in die Angebote investieren, aber aus: Viele Jenaer Unternehmen sind längst Stammkunden bei der vhs, buchen weiter individuelle Schulungen, nutzen aber auch das offene Angebot.
Auch die Jenaer Stadtverwaltung und das betriebliche Gesundheitsmanagement stadtintern zählen zu den vhs-Kunden: Für ihre Mitarbeiter*innen buchen sie Schulungen zum Beispiel in Psychologie, Persönlichkeitsbildung, Stressmanagement oder Büroorganisation.
Datenmanagement für Landwirt*innen
Mit ihren Angeboten für Unternehmen ist die vhs Jena weit über die Stadtgrenzen hinaus aktiv. So organisiert sie Fortbildungen für Mitarbeiter*innen des Thüringer Studierendenwerks an allen seinen Standorten in Kooperation mit den jeweiligen vhs’n vor Ort. Und die Boomtown-vhs ist auch nicht nur im urbanen Milieu tätig: In Zusammenarbeit mit der Landvolkbildung führt sie zahlreiche Fortbildungen für Inhaber*innen und Beschäftigte landwirtschaftlicher Betriebe durch. „Landwirt*innen haben heute riesige Datenmengen zu bewältigen“, erklärt Christian Ziege, „das geht nur mit den entsprechenden digitalen Tools. Die Nachfrage nach Schulungen im Datenmanagement für die Landwirtschaft ist enorm, zumal solche Fortbildungen auch mit ESF-Mitteln gefördert werden.“ Und wieder sind die vhs und ihre Dozent*innen flexibel, passen ihr Angebot an die Arbeitszeiten der Kund*innen an und berücksichtigen deren begrenzte Mobilität. „Nur so geht das“, sagt Christian Ziege, „Landwirt*innen können ihre Kälberzucht nicht mal eben für einen kompletten Tag stilllegen“.
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