Wie auch in anderen Volkshochschulen lernen mehrere hundert Menschen in Ludwigsburg Deutsch in Integrations- und Berufssprachlichen Kursen. Viele qualifizieren sich mit einer bestanden Prüfung auf der Niveaustufe B2 für einen beruflichen Neustart im ersten Arbeitsmarkt. Sie haben dann rund ein Jahr in der Volkshochschule verbracht, haben Vertrauen zu ihren Kursleitenden und zu „ihrer“ Volkshochschule gefasst.
Diesen Menschen möchte die Volkshochschule Ludwigsburg nicht nur sprachliche Integration ermöglichen, sondern auch eine Option für eine berufliche Integration in Deutschland bieten. Einige haben besondere Fähigkeiten, die für einen Quereinstieg in einen pädagogischen Beruf sprechen. Es ist kein leichter Weg, doch Volkshochschule und Teilnehmende ziehen Kraft aus dem gegenseitigen Vertrauen.
Zugang zur pädagogischen Arbeit schaffen
Der zertifizierte Lehrgang bereitet in zwei Jahren Teilzeit auf die Externen-Prüfung zur Sozialpädagogischen Assistenz vor. Gerade für Menschen, die keine Ausbildung gemacht haben oder deren Ausbildungsabschluss in Deutschland nicht anerkannt wird, ist die Sozialpädagogische Assistenz ein Zugang zur pädagogischen Arbeit in KiTa oder Schulkindbetreuung. Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter übernimmt für geeignete Personen die Kosten für die Teilnahme an dem Lehrgang. Unterrichstphasen und Phasen des selbstgesteuerten Lernens wechseln einander ab.
„Im April 2023 startete der erste Lehrgang. Wir haben nun ein Jahr Erfahrung und der Mix aus Theorie und Praxis kommt gut an“, betont Ninette Kohler, zuständig für berufliche Lehrgänge der vhs Ludwigsburg. Das Konzept ist erfolgreich, denn am 15. April 2024 konnte bereits der zweite Lehrgang mit 13 Teilnehmenden beginnen.
Auch die Stadt Ludwigsburg freut sich, dass das Potenzial der Deutsch-Lernenden entdeckt und gefördert wird. Angesichts der Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte für pädagogische Einrichtungen zu finden, ist der Lehrgang eine äußerst willkommene Ergänzung zu anderen Zugangsmöglichkeiten. „Schon während der Ausbildung arbeiten die Lehrgangsteilnehmenden als Praktikant*innen in den Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch hier entwickeln sich Vertrauensverhältnisse, die nach einem erfolgreichen Abschluss direkt in eine Festanstellung münden können. Das sind Perspektiven, von denen die meisten Teilnehmenden bislang nicht einmal zu träumen wagten“, freut sich Martina Wörner, Leiterin der vhs Ludwigsburg.
Neue berufliche Identität mit Perspektive
Zum Beispiel Elena Fanea: Sie stammt aus Rumänien und kam 2002 das erste Mal nach Deutschland, um als Service-Kraft bei einer Fast-Food-Kette zu arbeiten. Seit 2007 lebt sie fest in Deutschland, 10 Jahre später kam ihre Tochter zur Welt. Seitdem war sie auf der Suche nach einer sicheren beruflichen Perspektive lange vergeblich, weil ihre Ausbildungszeugnisse hier in Deutschland nicht anerkannt wurden. Im April 2023, nur wenige Tage vor dem Start des Kurses, entdeckte sie zufällig den Werbeflyer für den neuen Lehrgang. Die vhs Ludwigsburg kannte sie schon aus einem Deutschkurs, den sie dort erfolgreich absolviert hatte. Dann ging es sehr schnell: Schon wenige Tage später startete sie mit zehn anderen Teilnehmenden im neuen Lehrgang und erfüllt sich ihren Lebenstraum, mit Kindern zu arbeiten. „Das ist die beste Chance, die ich in Deutschland bekommen konnte, mit 50 und ohne anerkannte Zeugnisse eine Umschulung machen zu dürfen.“, strahlt Elena Fanea. Zurzeit ist sie in der Unterrichtsphase. Das Lernen sei nicht leicht. Sie freue sich aber schon sehr auf die nächste Praxisphase und die Arbeit mit den Kindern in der KiTa, wo sie das neu Gelernte gleich ausprobieren könne.
Nicht nur Elena Fanea und die anderen Teilnehmenden des Lehrgangs, sondern auch die Kinder und Eltern profitieren. Der vhs-Lehrgang bietet unerwartete Chancen und bringt zusätzliche neue Fachkräfte in die Region.
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