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Deutscher Volkshochschul-Verband

Gender ist Vielfalt – Das kleine Geschlechter-Einmaleins der Hamburger vhs

Ein eintägiges Seminar der Hamburger Volkshochschule schulte Fachkräfte im Umgang mit Gendermainstreaming und brachte ihnen näher, wie Vielfalt als Stärke und gesellschaftlicher Zugewinn wirken kann.

Wie können Fachkräfte und Kursleitungen an Volkshochschulen für die Lebensrealitäten queerer Menschen sensibilisiert und ein besseres Verständnis für deren Bedürfnisse geschaffen werden? Mithilfe interaktiver und spielerischer Methoden erfuhren zwölf Multiplikator*innen aus der Jugendarbeit, wie sie sich aktiv gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von Frauen und LSBTIQ*-Personen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter* und queere Menschen) sowie für eine stärke Akzeptanz nicht-heteronormativer Lebensweisen einsetzen können. Neben allgemeinen Begriffserklärungen rund um geschlechtliche Identität, sexuelle Vielfalt oder Diskriminierung erhielten die Teilnehmer*innen auch einen fachlichen Input zum Thema „Strukturelle Machtverhältnisse”.

Reflektion eigener Lebensrealitäten

Darauf aufbauend wurden an konkrekten Beispielen diskriminierende Situationen im Arbeitsalltag analysiert und geeignete Handlungsperspektiven vorgestellt, auf die die Fachkräfte künftig zurückgreifen können. „Die gemeinsame Diskussion über Fallbeispiele aus der Praxis und der kollegiale Austausch waren für die Teilnehmenden sehr bereichernd”, erzählt Christian Bartels, der die Schulung vonseiten der Hamburger Volkshochschule betreute. Im Anschluss wurden weiterführende Handreichungen und Fachliteratur vorgestellt und empfohlen. Indem die Multiplikator*innen sich ganz bewusst mit ihrer eigenen Lebensrealität auseinandersetzten, gelang es ihnen im weiteren Verlauf der Schulung zudem, sich in die spezifischen Lebenssituationen und Perspektiven von LSBTIQ*-Jugendlichen einzufühlen.

Toleranz und Gewaltprävention

Darüber hinaus gingen die Schulungsleiter*innen aber auch auf die historische Entwicklung der Menschenrechte und des Feminismus in Deutschland ein. Somit konnte indirekt auch das Demokratiebewusstsein sowie die Bedeutung von Toleranz und freier Persönlichkeitsentwicklung geschärft werden. Im Zuge dessen wurden die Fachkräfte auch explizit auf die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz vor Diskriminierung, Sexismus und Gewalt sowie zur Durchsetzung von Gleichberechtigung und Teilhaberechten hingewiesen. Zentral war die Thematisierung von Gendermainstreaming, auch im Rahmen von Bildungsangeboten für junge Menschen, und die Betonung, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Stärke und gesellschaftlicher Mehrwert betrachtet werden sollte.

Der Begriff „Gendermainstreaming” geht über das binäre Verständnis von Gender hinaus. Es wurden daher Aspekte wie Sexismus oder die Diskriminierung von Homosexuellen, Pan- und Bisexuellen, Transgeschlechtlichen und Intergeschlechtlichen Menschen bearbeitet. Das Thema „Interkulturalität” wurde ebenfalls kurz angesprochen, da die größtenteils aus der Jugendarbeit stammenden Teilnehmer*innen von ihren Erfahrungen im Umgang mit jugendlichen Migrant*innen berichteten. Hierbei wurden die kulturellen Rollenbilder und die teilweise patriarchalen Strukturen in deren Heimatländern thematisiert.

Sich mal ausführlich mit diesen Themen auseinandersetzen zu können, hat den Multiplikator*innen unserer Schulung geholfen, die vielfältigen Lebensrealitäten junger Menschen künftig in der Praxis noch besser berücksichtigen zu können. Auch auf Diskriminierung und Ausgrenzung können sie in der Arbeit mit Jugendlichen nun besser reagieren.

Christian Bartels, Projektverantwortlicher der Hamburger Volkshochschule

Erkennen und Vorbeugung von Diskriminierung

Durch die aktive Auseinandersetzung sollte eine Diskussion über aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse angestoßen und die Multiplikator*innen dazu befähigt werden, in jedweder Arbeitssituation respektvoll mit LSBTIQ*-Personen umzugehen. Indem die Schulungsteilnehmer*innen nun in der Lage sind, Diskriminierung zu erkennen und dieser vorzubeugen, Zivilcourage auszuüben und queere Jugendliche aktiv zu unterstützen, ist mehr Gleichberechtigung und Gleichstellung möglich.

Dieser Artikel wurde von Christian Bartels und Stephanie Becker verfasst.

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