Smartphones sind heutzutage aus dem Leben von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Jeden Tag sind sie auf verschiedenen Plattformen und in vielfältigen Apps wie Snapchat, Whatsapp oder Instagram unterwegs. Dort werden Bilder geteilt, Fotos kommentiert und Videos gepostet. Da bietet es sich an, das Smartphone als Instrument für ein jugendpolitisches Projekt zu nutzen und die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sich sowieso den Großteil ihres Tages bewegen: am Handy.
Mit dem Handy die eigene Stadt erkunden
In Zusammenarbeit zwischen der Volkshochschule Lengerich/Westfalen (Jendrik Peters, Fachbereichsleiter Junge vhs), dem Kreisjugendamt Steinfurt (vertreten durch Wolfgang Janssen) und dem Jugendzentrum Joyz in Westerkappeln (Stella Scherder) wurde Ende 2016 ein Konzept erarbeitet, wie junge Menschen mit ihrem Smartphone in die kommunale Politik eingebunden werden und das Interesse an Mitgestaltung des eigenen Lebensraumes geweckt und gefördert werden können. Die Jugendlichen sollten sich im Rahmen des Projektes mit ihrem Heimatort und den gesellschaftlich-politischen Gegebenheiten auseinandersetzen. Dabei sollten sie einerseits Orte aufsuchen, an denen sie sich gerne aufhalten und andererseits Plätze identifizieren, wo sie persönlich noch Verbesserungsbedarf sehen. Die Maßnahme ist Teil des Projektes „Jugendgerechte Kommune”, das vom Kreisjugendamt in allen Kommunen des Kreises Steinfurt umgesetzt wird.
Angelegt war das Projekt als Wettbewerb für Jugendliche aus dem Ort Westerkappeln. In Gruppen hatten die Jugendlichen die Chance, einen maximal zweiminütigen Handyfilm über ihre Heimatstadt einzureichen. Am Stichtag Mitte März 2017 lagen insgesamt zehn Filme vor, die Westerkappeln jeweils auf eine andere Art und Weise zeigten. Aus diesen Filmen wurde eine Gruppe von zehn Teilnehmenden ausgewählt, die im Juni gemeinsam mit einer professionellen Filmproduktionsfirma ein neues Video über Westerkappeln drehten.
„Film ab!” unter professioneller Anleitung
Zunächst wurde eine Auftaktveranstaltung organisiert, in deren Rahmen sich die Jugendlichen mit Wersterkappeln als Gemeinde und Kommune auseinandersetzten. Wie viele Einwohner hat Westerkappeln? Wie viele Kinder und Jugendliche sind darunter? Zudem konnten die jungen Teilnehmenden selbst beeinflussen, an welchen Orten gedreht werden sollte und welche Botschaften sie transportieren möchten. Lediglich das Format „Film“ war vorgegeben. Es folgten drei komplette Drehtage, an denen die Jugendliche von der Filmproduktionsfirma gezeigt bekamen, welche Einstellungen es braucht, um gut und effektiv filmen zu können. Wie werden Filme gemacht und welche Perspektive muss ich einnehmen? Anschließend drehte die Firma auf Grundlage der Handyfilme an ausgewählten Orten einen professionellen Film mit den Jugendlichen. Am dritten Tag wurde das Video schließlich gemeinsam geschnitten und fertiggestellt. Am 24. September 2017 wurde der Film dann im Rahmen einer Aktion zum Weltkindertag präsentiert und von vielen Besuchern gesehen. Auch Kommunalpolitiker aus Westerkappeln zeigten sich erfreut über das Ergebnis und werden auf dieser Grundlage die Angebote für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde erörtern.
Mediennutzung hilft, Jugendliche für kommunale Fragen zu begeistern
Es zeigte sich, dass das Medium Handy bzw. Film sehr geeignet war, um junge Menschen anzusprechen, sie in ihrer Alltagswelt abzuholen und an kommunalpolitischen Prozessen zu beteiligen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum wurde auch das Thema Interkulturalität einbezogen – auch da einige Teilnehmende einen bulgarischen, weißrussischen bzw. türkischen Migrationshintergrund hatten. Dadurch konnten die Vielfältigkeit an Meinungen, die in den Diskussionen zu Tage traten, und die verschiedene Perspektiven der jungen Teilnehmenden in den Film einfließen.
Das Projekt hat die Jugendlichen dazu angeregt, sich an der Gestaltung ihres Lebensumfelds aktiv zu beteiligen. Mit Hilfe des gelungenen Videofilms haben sie kommunalpolitischen Vertretern anschaulich vermittelt, was sie an ihrem Heimatort schätzen und was aus ihrer Sicht noch verbessert werden sollte. Das ist Partizipation pur.