Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist bundesweit in mehr als 90.000 Sportvereinen organisiert. Damit haben die Sportvereine großen Einfluss auf die Gestaltung der Gesellschaft und die Chance, maßgeblich an der Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern mitzuwirken. Insbesondere Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball oder Handball bieten vielfältige Möglichkeiten, sich beim gemeinsamen Spiel zu begegnen.
In diesem Sinne veranstaltete die Trierer Volkshochschule zusammen mit dem sozialpädagogischen Fanprojekt Trier im August 2016 im Jugend- und Kulturzentrum „Exzellenzhaus“ das Integrationsangebot „Fußball und Staatsbürgerkunde“ für junge Flüchtlinge. Das Angebot ist Teil des Projektes „Refugees Welcome“, das die VHS Trier gemeinsam mit dem städtischen Jugendparlament sowie dem Exzellenzhaus durchführt und das als Sonderprojekt „Migration und Asyl in Europa“ der Zentralstelle für Politische Jugendbildung im DVV durch die Mittel des Kinder- und Jugendplans gefördert wird.
Die recht seltene Kooperation zwischen Fanprojekt und Volkshochschule in der politischen Jugendbildung macht die soziale Bedeutung insbesondere des Fußballs im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe fruchtbar. Neben dem gemeinsamen Fußballspiel informierten sich die jungen Männer aus Syrien in unterschiedlichen Workshops über diverse Aspekte der deutschen Gesellschaft. Es standen z.B. die föderale Struktur der Bundesrepublik, geographische Besonderheiten oder historische Entwicklungen auf der Agenda. Auf Wunsch der Teilnehmenden wurde auch der Zweite Weltkrieg von der Referentin Michaela Stoll vom Exzellenzhaus behandelt. Die Jugendlichen zeigten sich sehr überrascht darüber, dass die Alliierten nach 1945 den Wiederaufbau und die Demokratisierung Deutschlands unterstützten, obwohl das nationalsozialistische Regime den Krieg begonnen hatte.
Ein weiteres Thema war die Struktur und Funktion der Sportverbände. Herr Ankerstein vom Trierer Fanprojekt erklärte, dass sich die Vereine und Verbände auch mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen und sich z. B. vielerorts für die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen im Sport einsetzen. Denn obwohl der deutsche Frauenfußball mittlerweile zur internationalen Elite gehört, sei eine Förderung von Mädchen und Frauen im Amateurbereich weiterhin notwendig. Die Jugendlichen verfolgten die Ausführungen von Herrn Ankerstein mit großem Interesse, da viele von ihnen selbst in ihrer Heimat Fußball spielten. Überrascht zeigte sich die Gruppe abschließend über die Vielfalt in der deutschen Männer-Fußballnationalmannschaft, der Spieler verschiedener ethnischer Herkunft angehören.
Folglich war eine der drängendsten Fragen der Jugendlichen: Wie werde ich selbst Mitglied in einem Sportverein und welche Dinge muss ich berücksichtigen? Die Projektleiter klärten u.a. über versicherungstechnische Fragen sowie Mitgliedsbedingungen auf und vermittelten zahlreiche Kontakte zu Trierer Sportvereinen, die sich über den fußballbegeisterten Nachwuchs freuen dürften. Zum Abschluss der mehrtägigen gelungenen Bildungsveranstaltung besuchten die Jugendlichen das Supercup-Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Dort konnten sie sich dann persönlich von den integrativen Funktionen des Sports auf Spielfeld und Tribüne überzeugen.